Sehr basisdemokratisch, sehr langsam

■ Auch Wedding und Friedrichshain bemühen sich jetzt, eine „lokale Agenda 21“ aufzustellen. Arbeit zur Umweltverbesserung vor Ort geht nur schleppend voran

Die „Lokale Agenda 21“ wird fortgeschrieben. Mit Friedrichshain und Wedding bemühen sich jetzt zwei weitere Bezirke, den Beschluß der 92er Weltumweltkonferenz von Rio de Janeiro umzusetzen. Allerdings: In beiden Bezirken ist die Arbeit unterschiedlich weit. Während in Friedrichshain bereits Arbeitsgruppen in den Bereichen Ökologisierung des Konsumverhaltens oder Verkehr tätig sind und sich jetzt 35 lokale Verbände und Vereine zu einer Bürgerinitiative zusammengeschlossen haben, steckt der Weddinger Initiativkreis noch in den Kinderschuhen.

Wie überhaupt das Engagement der Bezirke, die „Lokale Agenda 21“ (Anliegen: Vorschläge zur Umweltverbesserung vor Ort) zu realisieren, recht verschieden ist. Köpenick zum Beispiel hat bereits im November letzten Jahres einen Entwurf vorgelegt. In Hellersdorf wurden zwei ABMler eigens zur Erarbeitung der Agenda abgestellt; in Lichtenberg ist das privatwirtschaftliche Unternehmen INU Umweltberatung & Analytik GmbH mit der Aufgabe betraut worden; in Reinickendorf gibt es lediglich einen Umwelttisch.

Doch die Zeit drängt. Bis Jahresende sollen die Bezirksämter die „Lokale Agenda“ vorlegen. „Wir schaffen das nicht“, sagt Ulrike Dehmel vom Weddinger Initiativkreis. Die Enttäuschung darüber ist aus ihren Worten herauszuhören: „Wir haben bis jetzt einfach so vor uns hingewurschtelt.“ Seit April gibt es im Wedding den Initiativkreis „Lokale Agenda 21“, doch Konkretes ist dabei noch nicht herausgekommen. Erst jetzt, am 20. November, werden sich erstmals lokale Gruppen an einem Tisch zusammensetzen. Viel zu spät, meint allerdings Ulrike Dehmel. „Die Arbeit schwabbelt so vor sich her. Wir sind sehr basisdemokratisch, aber daher auch sehr langsam.“

Von dem ersten Treffen am 20. November erhofft sich Pfarrer Manfred Fischer von der evangelischen Versöhnungsgemeinde „einen Aufbruch aus der Resignation“. Viele Ökogruppen gebe es im Wedding, nur wüßten die nichts voneinander. Nicht umsonst sei als Thema des geplanten Treffens „Typisch Wedding – Es passiert mehr, als Du denkst“ gewählt worden. Fischer verweist auf Projekte wie die Kindertagesstätte der Ostergemeinde, die erst letztens einen Umweltpreis bekommen habe, und auf den Ökomarkt am Leopoldplatz. Um dieses Projekt soll es am 20. November konkret gehen. Kann der Ökomarkt – bisher zweimal wöchentlich – bestehen bleiben? „Das sind alles so Fragen, die geklärt werden müssen“, sagt Manfred Fischer. Jens Rübsam