Spiegeleier und Fliegenbeine

■ Die Kinder-Rock-Revue „Ich bin ein Frosch – na und!“ im Altonaer Theater

„Sind wir nicht alle ein bißchen grün?“, fragt Frosch-Vater Carl August in der „Kinder-Rock-Revue“ Ich bin ein Frosch – na und!. „Es ist nicht leicht, ein Frosch zu sein – aber es ist so schön, grün zu sein“ – wie der Refrain des Finales, so die Moral von der Geschichte.

Maarten Flügge als Frosch-Sohn Claus Dieter will kein Frosch sein, sondern Michael Jackson, was seinen Vater (Wolfgang Noack) zutiefst bestürzt. Auch das riesenhafte Mädchen mit Augen, so groß und rund wie Spiegeleier, und Armen, zehntausend Fliegenbeine lang, glaubt Claus Dieter nicht so recht, daß er Michael Jackson sei. Und dann geht die Sache mit dem Kuß schief, und Claus Dieter, obwohl er von dem Mädchenmund, dreimal größer noch als seine Riesenaugen, halb verschlungen wurde, wird trotzdem nicht zum echten Michael Jackson. Aber weil Küsse eben immer alles verändern, stellt sich heraus, ob grün, ob weiß, „es ist alles eine Frage der Perspektive“. Wer grün sein will, muß nicht leiden.

Bob Lenox' Musik ist der Wille zur Unterhaltung fest eingeschrieben. Nicht nur die Michael-Jackson-Stücke, sondern auch die anderen klingen wie irgendwo schon einmal gehört, und das viele Geklingel mit der Windharfe ist viel zu süßlich, um wenigstens jugendgemäß zu sein.

„Auch für Erwachsene“ steht wie üblich auf dem Programm des Muppet-Show-artigen Spektakels von Kathrin und Christine Brigl. Stimmt. Für die Kinder bieten die Frösche ganz viel Slapstick und Abwechslung mit Mitklatsch-Effekt, und die Großen können sich darüber freuen, daß sie die Tanz-Einlagen als Revue-Zitate wiedererkennen und sich darüber Gedanken machen, ob das nun Satire ist oder nicht.

Überdies sind Papa Noack und Sohn Flügge gute Schauspieler und sorgen laufend für einen gestisch-mimischen Bedeutungsüberschuß, der die Handlung dennoch nicht sprengt. Noack, obwohl gutartig, läßt hinter seiner Froschaugenbrille bisweilen mephistophelische Mimik tanzen, aalt sich genüßlich-tuntig in Sonne, Matsch und Feuchtigkeit und gibt den „Alleinerziehender-Vater-Blues“, als gälte es, Kermit und Steve Martin von der Bühne zu putzen. Maarten Flügge ist zwar nicht das erste Michael- Jackson-Double, kann sich jedoch netterweise so an die Hose fassen, daß ein Schelm ist, wer Böses dabei denkt und man sich vor den Kindern im Publikum nicht schämen muß.

Ulrike Winkelmann

Altonaer Theater, bis zum 26. Dezember um 11 oder 15 Uhr