■ Soundcheck: Gehört: Neneh Cherry
Gehört: Neneh Cherry. Was ist nur in Neneh Cherry gefahren? Einst der korrekte Körper, die Oberfläche nach Maß für den ansonsten recht körperfeindlichen Under- oder Middleground, macht sie heuer auf Madonna en miniature. Nur mit teildurchsichtigem BH, aber mit XXL-Tankwart-Latzhose bekleidet, ließ der unbestrittene Schauwert der Don-Cherry-Tochter aber nur kurz den Atem stocken. Dann fingerte sie mit einem Holzheiland herum, um so endgültig zur Westentaschen-Madonna zu geraten.
Doch bei allen Irrungen ihres Trägers machte Cherry auch noch Musik. Und was sie da mit einer Truppe von Studiomusikern bot, war schlicht und ergreifend grauselig. Nach einer triefnasigen Balladenrunde wurde uninspirierter Breitwand-Rock ausgefahren, daß einem nur Rainbow einfallen wollte.
Noch ihre besten Songs wie „7 Seconds“, „Move With Me“ oder „Somedays“ gerieten am Sonntag im vollgestopften Docks in den Strudel des Mittelmaßes. So fiel eine Kultfigur zusehends zusammen, daß manchem die Tränen kamen. Ist es die Doppelbelastung der zweifachen Mutter, oder ist es der gemütliche schwedische Sozialstaat, der Neneh Cherry zusetzt?
Volker Marquardt/Foto: jms
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