500.000 Verkehrstote im Jahr

■ Haben Sie Igelfragen? Monika Fabian kennt die Antworten. Warum das kleine Stacheltier Geflügelfleisch mag und ab und an ins Krankenhaus muß

Guten Tag, Frau Fabian, Sie sind doch die Igelmutti?

Bitte sagen Sie das nicht. Wir vom Arbeitskreis Igelschutz sind Fachleute. Wir sind richtige Menschen, die sich dem Igelschutz verpflichtet fühlen. Nennen Sie uns Igelberater oder Igelpfleger.

Wie viele Igel pflegen Sie?

Ungefähr zwanzig. Ich habe extra den Keller ausbauen lassen, da sind jetzt Boxen drin. Die Igel werden bei mir einzeln gehalten, weil es sich ja um kranke Tiere handelt.

Bei so vielen Igeln im Haus, entstehen da nicht persönliche Verhältnisse?

Nein, der Igel ist und bleibt ein Wildtier. So ein Verhältnis wie zu einer Sofakatze etwa, das darf erst gar nicht aufkommen. Den Igel darf man nicht zahm machen. Er muß sein natürliches Einrollverfahren behalten. Das ist sein einziger Schutz zum Überleben.

Sagen Sie, Frau Fabian, warum sollte man dem Igel eigentlich keine Milch geben?

Der Igel kann den Milchzucker nicht verdauen, der bekommt von der Milch Durchfälle. Das mit der Milch, das ist Aberglaube, das ist althergebracht. Wie auch das mit dem Apfel. Der Igel ist kein Vegetarier. Am besten, man füttert dem Igel Katzen- oder Hundefutter aus der Dose.

Und wenn man ihn verwöhnen will?

Da gibt man ihm Geflügelfleisch oder stellt ihm ein Rührei hin. Oder Nüsse und Rosinen.

Jetzt kommt ja wieder die Zeit, da sammeln die Kinder die Igel einfach ein und nehmen sie mit nach Hause.

Das sollte man bitte nicht tun! Wenn ein Igel nicht hilfsbedürftig ist, muß er draußen bleiben.

Woran erkenne ich denn einen hilfsbedürftigen Igel?

Wenn er am Tage rumläuft. Wenn er verletzt ist. Wenn er Krankheitsmerkmale aufweist.

Viele werden ja auch vom Auto überfahren.

Schätzungen gehen von 500.000 Verkehrstoten pro Jahr aus. In manchen Bundesländern ist er vom Aussterben bedroht. Wir kämpfen, daß es in Berlin und Brandenburg nicht soweit kommt.

Aber die Gefahr ist da.

Ja, sicher. Der Mensch zerstört den Lebensraum des Igels. Er betoniert alles zu, so daß er keine Insekten, Käfer und Raupen mehr findet. Der Mensch vergiftet die Nahrung.

Gut, daß Sie ein Igelkrankenhaus haben.

Ich habe eine Igelstation, das ist eine Beratungsstelle und ein Krankenhaus in einem. Ungefähr 1.000 Igel habe ich gesundgepflegt. Im letzten Jahr waren es 200, in diesem habe ich auch schon wieder 150 stationär aufgenommen.

Und sie sind ja nicht die einzige Igelstation in der Stadt.

Es gibt 16 Stationen in Berlin. Leider, leider nur eine im Osten, in Hellersdorf. Ich glaube, die Leute dort haben noch andere Sorgen als Naturschutz. Aber wir hoffen.

Genau 60 Jahre steht der Igel nun unter Naturschutz. Welche Igelwünsche haben Sie?

Daß die Menschen umweltbewußter werden. Daß sie mehr Natur in ihre Gärten lassen. Daß sie sich mehr für Umwelt und Natur engagieren. Interview: Jens Rübsam