■ Vorschlag: Ein Super-8-Programm im Arsenal
„Viele Leute denken bei Super-8 an Flohmarkt und Familienfilme, das Ganze wird leicht als irgendwie trashig verkannt“, so Pamela Homann von den Freien Berliner Ischen, die seit zwei Jahren im Ramen von Performance und unter jeweils wechselnder Themenstellung dem Format zu neuer Präsenz verhelfen wollen. Zusammen mit Ramona K.-Welsch und Dagie Brundert gestalten die FBIs als Trio in der Aktionsgalerie Abende, an denen etwa „hippeln im Sommer“ auf dem Programm steht. Eine Auswahl dieser Filme, unter dem Titel „Love Peace and Animals“, ist jetzt in der vierteiligen Super-8-Filmreihe des Arsenals zu sehen. Darunter die Animationsstudie „Night and Day“, bei der in Orange- bis Sepiatönungen der Entstehung der berühmten „schwarzen Löcher“ nachgegangen wird, oder „My in my Kitchen“, wo unter dem Motto „no more cigarettes instead of sex“ nach Wegen aus der Krise gesucht wird.
Die Vorzüge des Materials – (Tiefen)-Schärfe und Brillianz der Aufnahmen, die relativ simplen Bearbeitungsmöglichkeiten – sind inzwischen, gerade wegen des in jeder Hinsicht unbefriedigenden Videomaterials, wieder aktuell geworden. Das Programm „Schüsse und rote slaps“ mit neuen Produktionen vom gerade zu Ende gegangenen „Super-8 lebt“-Festival in Wien zeigt dazu eine Auswahl.
Schließlich noch, zusammengestellt aus dem Arsenal-Fundus, eine Staffel der letzten größeren Schmalfilm-Treffen in Berlin. „Film Statt Berlin“ (1983) und „Der Ort an dem ich wohne“ (1984) sahen das Format als mögliche Vorstufe zu 16 oder 35 mm und diskutierten die Perspektiven von Super-8 als Spielfilm- oder Experimentalmaterial – eine Kontroverse, die dank Video weitgehend abgelöst wurde. Nicht nur die zum Teil nicht mehr existierenden Spielorte belegen dabei eine breite unabhängige Filmlandschaft. Von spontaneistischen Kameraexkursionen daheim („Schluß aus“ von Georg Ladanyi), dem Plastelin-Trickfilm „The Little lost Lizzard“ (Timm Hittle) bis zu „Der Genähte Film“, einer buchstäblichen Bearbeitung des „roten Fadens“, reicht die Palette. Gudrun Holz
Von heute bis 22.11., Arsenal Kino, Welser Str. 25
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