Auf der gewitzteren Seite

■ Der Großkünstler Beck, der sich einst als schlechtester Rapper der Welt bezeichnete, heckt mit verstörendem Pop eine schön subversive Zukunft aus

Mit rotem Hemd, schwarzer Krawatte, einer Akustikgitarre und den netten mittellangen Haaren, die auf lange Ferien in Saltkrokan oder eine zweite Identität als der kleine Prinz hätten schließen lassen können, brachte Beck das Publikum in der Großen Freiheit vor zwei Jahren zu Ausbrüchen. Beck besaß den Charme desjenigen, der nichts wirklich kann, aber auch jung an Jahren schon etwas von Pop versteht. In diesem Sinne verbindet ihn etwas mit dem Produzenten Kim Fowley und dem Chef der Plattenfirma What's So Funny About, Alfred Hilsberg.

„Wie der schlechteste Rapper der Welt“ habe er, Beck, sich seinerzeit gefühlt, als er sich die noch refrainlosen und unveröffentlichten ersten Aufnahmen für seinen späteren Hit „Loser“ angehört hatte. Der verstörende Eindruck vom eigenen Gesang brachte Beck dazu, den Refrain „I'm a loser, Baby, why don't you kill me?“ einzufügen. Dennoch hört sich das Stück in seiner bekannten Fassung weder nach einer Opferhaltung noch nach einem Witz an. Beck klang lässig, schick und wie jemand, der nicht sagen kann, was zu tun ist, der aber weiß, wie es läuft.

„Loser“ zu schreiben, bedeutete für Beck zwar keinen MacJob, auf seiner ersten Platte Mellow Gold sang er aber in raffinierten, locker gehäuften Geschichten von Sachen, die nicht auf den Punkt kommen und dafür öfter in das angemessenere größere Schwarze treffen. Solche Texte erklären, was es mit einer „immer schneller werdenden Kultur“ (Douglas Coupland) auf sich hat. Zur „Generation X“ gehört Beck, weil jemand, der auf einem Parkplatz oder in einem Imbiß einen MacJob erledigt, „Loser“ mitsummen und das Gefühl genießen kann, mit Beck auf der gewitzteren Seite zu stehen.

Mit der zweiten, vor ein paar Monaten erschienenen Platte Odelay ist Beck nun ein Großkünstler geworden. Begeisterte Journalisten trauen ihm zu, mit monumental angesagten Malern von der Westküste und ebenfalls immer noch monumental durchsetzungsfähigen Avantgarderock-Bands von der Ostküste die Zukunft schön subversiv auszuhecken. Dabei belegen sowohl Mike Kelley als auch Sonic Youth und Beck, daß der Weg heute mir nichts, dir nichts von unfaßbarem Pop zum poppig gemeinten Schnöseltum und von der Malerei zu ziemlich überschaubarem Gehabe mit Farben führen kann.

Dennoch bleibt zu hoffen, daß von Beck mehr zu erfahren ist als von anderen, die über Bescheidwisserei mit abgesichert gutem Geschmack nicht hinauskommen.

Kristof Schreuf

mit Cornershop: Di, 26. November, 20 Uhr, Docks