Waffen frei für Bosnien

■ Vize-Verteidigungsminister nach US-Erpressung auch offiziell gefeuert

Berlin (wps/taz) – Nach wochenlangem Streit haben die USA gestern ihre Waffenlieferungen für die bosnische Armee freigegeben. Die Waffen im Wert von rund 150 Millionen Mark, darunter 45 Panzer vom Typ M 60, sollen jetzt in den kroatischen Adriahafen Ploče und von dort nach Sarajevo verfrachtet werden. Mit der Entlassung von Vize-Verteidigungsminister Hassan Cengić, die gestern offiziell in Kraft trat, war die bosnische Regierung einer ultimativen Forderung der US-Regierung nachgekommen. Am Dienstag hatte der Präsident der Föderation, Kresimir Zubak, die Entlassungsurkunde unterzeichnet.

Die USA werfen Cengić vor, während des Krieges illegale Waffenlieferungen aus dem Iran organisiert und nach Kriegsende weiterhin enge Kontakte zu iranischen Sicherheitsdiensten unterhalten zu haben. Hassan Cengić galt als ein Vertrauter des bosnischen Ministerpräsidenten Aliya Izetbegović. Cengić' Vater Halid ist Logistikchef der bosnischen Armee mit Sitz in Visoko. Nach bosnischen Angaben hat die Familie Cengić mit den Waffenlieferungen riesige Profite gemacht. Die USA haben sich deshalb geweigert, die Waffen nach Visoko zu liefern.

Der Entlassung von Cengić war am Montag der Rücktritt von Verteidigungsminister Vladimir Soljić vorausgegangen. Soljić, ein Kroate, ist angeblich auf Verlangen der Muslime zurückgetreten, die auf diese Weise ihr Gesicht hätten wahren wollen. Soljić' Nachfolge soll Ante Jelavić antreten. Jelavić war Logistik-Offizier und maßgeblich an der kroatischen Belagerung der Muslime in Mostar im Jahre 1993 beteiligt. Nachfolger von Cengić soll Sakib Mamuljin werden. Mamuljin war Kommandeur der bosnischen Truppen in Zenica. Ihm unterstanden Tausende islamistische Söldner. gb