Praxen zu, Ärzte protestieren

■ Tausende Mediziner gegen Regreßforderungen wegen angeblich zu hoher Medikamentenkosten

Erfurt/Bonn (AFP/taz) – Zehntausende Kranke standen gestern vor verschlossenen Türen: Mit Praxisschließungen und verkürzten Sprechzeiten protestierten Mediziner in mehreren Bundesländern gegen die gesetzliche Kostenobergrenze beim Verschreiben von Arzneimitteln. Der Schwerpunkt der Aktionen lag in Bayern, Thüringen und Brandenburg. In Erfurt versammelten sich über 6.000 Ärzte, Schwestern und Pfleger zu einer Protestkundgebung. Auch in Potsdam nahmen etwa 2.000 an einer ähnlichen Veranstaltung teil. Die Ärzte warfen Gesundheitsminister Seehofer (CSU) vor, er wolle Mediziner durch die Kostendeckelung „zu Handlangern der Politik“ machen.

In Thüringen blieben bis auf Notdienste alle 3.000 kassenärztlichen Praxen geschlossen. Auch in Bayern waren die Türen zahlreicher Praxen versperrt. In München, Passau und Bamberg protestierten Ärzte. Anlaß für den Aktionstag sind deutliche Überschreitungen der Arzneimittelbudgets in mehreren Bundesländern: Wenn ein Kassenarzt zu viele Rezepte ausgestellt hat, muß er nach dem Gesundheitsstrukturgesetz von 1992 mit seinem Honorar dafür haften. Nach einem Vorschlag Seehofers sollen Ärzte allerdings die Überschreitungen von 1995 und 1996 mit entsprechenden Minderausgaben in den beiden nächsten Jahren verrechnen können. Berichte Seite 4, Kommentar Seite 10