Die Mauer in den Köpfen

■ Abstand zwischen Ost- und Westberliner Jugendlichen immer größer

„Ick geh' doch nich' in Osten! Ick fühl' mich da unwohl, da bleib ick doch lieber zu Hause“, sagt ein junger Wessi. Was er ausspricht, trifft bereits den Kern des Problems von Ost-West-Begegnungen zwischen Jugendlichen. Die „Mauer in den Köpfen“ ist auch sieben Jahre nach der Wende noch präsent. Zu diesem Ergebnis kommt die „Gesellschaft zur Förderung angewandter Jugendforschung“. Im Modellprojekt „Gegen neue Mauern“ wurden drei Jahre lang Begegnungen von Jugendlichen aus Ost und West untersucht.

Ossis und Wessis werden sich ihrer „Unähnlichkeit“ immer bewußter, der Abstand zwischen ihnen vergrößert sich, heißt es. Im Westen kämen überwunden geglaubte Vorurteile gegen AusländerInnen wieder zur Sprache, die den Deutschen angeblich Arbeit und Wohnung wegnähmen. Neu sind dagegen fremdenfeindliche Tendenzen von Ausländern, die sich von anderen Migrantengruppen in ihrer Existenz bedroht sähen und für einen Einwanderungsstopp einträten, hieß es. Das „spezielle“ Verhältnis zwischen Jugendlichen in Ost und West und Ausländern sei so, daß sich der Ossi zurückgesetzt und der Westausländer sich als „alteingesessen“ gegenüber den „neu hinzugekommenen“ Ostberlinern fühle.

Die Ausländerbeauftragte des Senats, Barbara John, sagte zu dem Ergebnis, häufigere Treffen zwischen den Ost- und Westjugendlichen seien der richtige Schritt, um Vorurteilen und Fremdenfeindlichkeit entgegenzuwirken. Dietmar Neuerer