Breuel wußte von Vulkan-Schiebereien

Schon 1993 informierte der Vulkan-Finanzvorstand Timmermann die Ex-Treuhand-Chefin, daß Ostbeihilfen in die Westbetriebe des Werftenverbunds umgeleitet wurden  ■ Aus Bremen Kerstin Schneider

Die ehemalige Treuhand-Präsidentin Birgit Breuel und Berndt Seite (CDU), Ministerpräsident von Mecklenburg-Vorpommern, sind schon Anfang Dezember 1993 gewarnt worden, daß die Beihilfen für die Ostwerften beim Bremer Vulkan möglicherweise zweckwidrig verwendet wurden. Das ergibt sich aus vertraulichen Unterlagen des Bundeskriminalamtes, die der taz vorliegen.

Dr. Manfred Timmermann hat am 8. Dezember 1993 Breuel in Berlin besucht. Timmermann war von August 1992 bis zum Oktober 1993 Vorstandsmitglied des Bremer Vulkan und für die Hanse Holding in Mecklenburg-Vorpommern zuständig. Davor war er für den Vulkan an den Verhandlungen mit der Treuhand über die Privatisierung der Ostwerften beteiligt gewesen.

Schon beim Vertragsabschluß mit der Treuhand habe er Zweifel gehabt, daß der Vulkan in der Lage sein würde, die Gelder im Osten zu investieren. Im Laufe seiner Zeit als Vorstandsmitglied, in der er auch für Controlling zuständig war, erhärtete sich dieser Verdacht: Aufgrund der mangelnden Liquidität des Konzerns seien die Voraussetzungen für eine Rückzahlung der Ostsubventionen schon im September 1993 nicht mehr gegeben gewesen.

Timmermann kritisierte diesen Umstand gegenüber dem Vorstand und dem Aufsichtsrat. Doch nach eigenen Angaben stieß er selbst bei Ministerpräsident Berndt Seite auf taube Ohren. Mit dem damaligen Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann habe er sich wochenlang gestritten, so Timmermann. Hennemann kickte den Querulanten schließlich aus dem Vorstand.

Schon damals habe er vorgehabt, die Öffentlichkeit über die zweckwidrige Verwendung der Ostmittel zu informieren, sagte er. Das sei ihm allerdings per Aufhebungsvertrag verboten worden. Timmermann wandte sich trotzdem an Birgit Breuel. Diese fertigte über das Gespräch einen Vermerk an. Das ergibt sich auch aus dem Prüfungsbericht des Bundesrechnungshofes. Darüber hinaus veranlaßte sie, daß die bereits ausgezahlten Subventionen für die MTW-Schiffswerft auf ein Sperrkonto gezahlt werden mußten. Nach Angaben von Timmermann sichterte die Treuhand-Präsidentin ihm außerdem zu, daß sie auch die noch nicht verbrauchten Mittel sperren lassen wollte. Warum nicht auch die Gelder für die Volkswerft und die Neptun-Industrie gesperrt wurden, sei ihm ein Rätsel, so Timmermann. Wie berichtet, sind 716 Millionen Ostsubventionen im zentralen Cash-Management des Vulkan versickert und konnten nicht an die Ostwerften zurückgezahlt werden.