Telefonleitungen sind Gottes Wille Von Ralf Sotscheck

Selbst Pfaffen passen sich manchmal den veränderten Zeiten an – wenn es zu ihrem Vorteil ist. Adrian McLeish, katholischer Priester aus Durham in Nordengland, hatte sich eine moderne Computeranlage angeschafft, damit er besser einer Freizeitbeschäftigung nachgehen konnte, die beim katholischen Klerus offenbar sehr beliebt ist: Pädophilie.

Der 45jährige Mann Gottes baute im Internet einen regelrechten Tauschring auf. Um sich Tauschmaterial zu beschaffen, vergewaltigte er vier Knaben und fotografierte dabei eifrig. Die Porno- bilder, die auf vier Computern gespeichert waren, hätten die 24bändige Encyklopaedia Britannica elfmal gefüllt. Jetzt hat ihm ein Gericht in Newcastle das Handwerk gelegt und ihn für sechs Jahre in den Knast geschickt.

Michael Cox nutzt die moderne Technik für harmlosere Aktivitäten. Der irische Tridentiner-Bischof hat im Juli vorigen Jahres eine alte Kirche in der Grafschaft Offaly gekauft, die zuletzt als Textilfabrik genutzt wurde. Um das heruntergekommene Gotteshaus wieder herzurichten, benötigt er Hilfe von oben und Geld. Das eine bedingte das andere: Cox entdeckte plötzlich seine Gabe, Mensch und Tier gesundzubeten – besonders gut wirken seine heilenden Hände bei Rennpferden und deren steinreichen Besitzern. Natürlich ist die Behandlung kostenlos. Wenn einer jedoch ein paar Münzen, zwei Dachziegel oder einen Eimer Farbe für die Kirche in den Opferstock wirft, habe er nichts dagegen, meint Cox. Manche legen gleich selbst Hand beim Kirchenbauen an. Ein Elektriker, dem der Bischof die Gürtelrose weggebetet hatte, verkabelte das Gotteshaus kostenlos.

Am eigenen Leib klappt die Heilung nicht so gut: Cox leidet unter Herzrhythmusstörungen, Magengeschwüren, Darmkoliken, Panikattacken und einem kaputten Rücken. Da kam ihm erneut eine göttliche Eingebung: Telefonseelsorge. „Ich glaube, Telefonleitungen sind der Wille Gottes“, sagt Cox, „es geht ja schließlich um Hunderttausende Seelen da draußen.“ Und einträglich: Die Minute kostet umgerechnet 2,50 Mark.

Aber der Anruf lohnt sich nicht nur für den Bischof. Wer die Nummer wählt, kann zwischen fünf seelsorgerischen Dienstleistungen auswählen: eine Botschaft vom Bischof, ein bißchen lateinische Messe, Fernheilung, besondere Bittgebete und Beichte – alles vollautomatisch vom Computertelefon. Einmal am Tag hört der Bischof das Band ab, und am Sonntag erledigt er die Heilungsersuchen und Sonderwünsche in einem Abwasch bei der Messe. Die Telefonmesse zähle als Gottesdienstbesuch, versichert Cox. Das ist praktisch, weil der Klingelbeutel entfällt: Gott läßt abbuchen. Das gleiche gilt für die Beichte. Je länger der Sündenkatalog, desto mehr muß der Sünder berappen.

Die katholische Hierarchie hält den Bischof für einen Ketzer, weil er die lateinische Messe zelebriert. Vom computergesteuerten Ablaß hält sie erst recht nichts, weil den Pfaffen in ihren Holzkisten dadurch die Auralbefriedigung genommen wird. Cox ist das egal. Und um sich nicht auf Gottes Flüsterpropaganda verlassen zu müssen, hat er eine Dubliner Werbeagentur angeheuert. Demnächst will Cox seine Dienste auch im Internet anbieten. Schönen E-mail- Gruß an Pfarrer McLeish.