■ Apec-Treffen: Bill Clinton will Annäherung an Peking
: Politik des Lächelns

Ein bißchen sahen sie aus wie Krokodile, die lächeln: US-Präsident Bill Clinton und sein chinesischer Amtskollege Jiang Zemin gestern in Manila. Denn in der Sprache der internationalen Diplomatie war das Treffen zwischen den beiden ein Erfolg – und es wird zur Belohnung mit Staatsbesuchen gekrönt.

Nach jahrelangen frostigen Beziehungen hatte die US-amerikanische Regierung nun verdeutlicht, daß sie eine Wiederannäherung wünschte: „Eindämmung und Konfrontation schadet unseren beiden Nationen“, sagte Außenminister Christopher kürzlich in Schanghai und pries die Vorteile guter Nachbarschaft. Clinton selbst griff auf einen Begriff zurück, der in Asien gern verwendet wird, wenn es um die umstrittene Zusammenarbeit mit der birmesischen Militärjunta geht: „Engagement“, zu Deutsch etwa „Einbindung“. „Wir werden weiter unsere Differenzen haben, vor allem bei den Menschenrechten“, so Clinton wenige Tage vor dem Manila-Treffen. „Aber wir werden sie offen und in gegenseitigem Respekt austragen.“

Jetzt fragt sich, wie die USA in Zukunft „offen und respektvoll“ ihre Konflikte mit China austragen werden, denn die bleiben gewaltig: China drängt in die Welthandelsorganisation (WTO), und die USA sind ebenso beinhart dagegen, weil Peking sich weigert, seine Märkte nach den Vorstellungen der WTO zu öffnen. In Manila hat die chinesische Handelsministerin gerade erst wieder gesagt, daß China es sich noch nicht leisten könne, Schutzbarrieren abzubauen. Auch der Streit um die Verletzung von Copyright-Bestimmungen durch chinesische Unternehmen schwelt weiter. Und gerade erst hat der CIA China wieder einmal beschuldigt, hochentwickelte Kriegstechnologie an den Iran zu verkaufen.

Bislang hat China auf diese Vorwürfe meistens mit Gegenvorwürfen reagiert – und versucht, seiner eigenen Bevölkerung den Streit mit den USA als Kampf Chinas um seine nationalen Interessen zu verkaufen. Mit beträchtlichem Erfolg: Auch sonst regimekritische Leute in China sind vielfach überzeugt, daß die USA nur ein Ziel haben: China soll arm und rückständig bleiben. Ein wachsender chinesischer Nationalismus und Anti-Amerikanismus könnte gefährlich werden. Deshalb lächelt Bill Clinton jetzt so heftig. Jiang Zemin auch. Jutta Lietsch