„Es wird die Hölle und nicht das Nirwana“

■ Der philippinische Professor Walden Bello hat den Apec-Gegengipfel mit organisiert

taz: Warum fürchten Sie die Apec? Mehr ausländische Investitionen und Konkurrenz könnten der maroden philippinischen Wirtschaft doch gut tun.

Walden Bello: Der Plan sieht vor, bis zum Jahr 2004 alle Zölle auf höchstens fünf Prozent zu senken. Die Philippinen wollen sich ausländischen Investoren weit öffnen. Wenn wir tatsächlich die von der Apec angekündigten radikalen Handelsliberalisierungen bekommen – wer muß dafür bezahlen? Die ersten Verlierer sind die philippinischen Kleinbauern.

Wir werden unsere Märkte für subventioniertes Getreide aus den USA öffnen – jeder amerikanische Farmer erhält pro Jahr über 16.000 Dollar Subventionen vom Staat. Dagegen haben unsere Bauern keine Chance, sie werden nicht subventioniert. Zweitens werden kleine und mittlere Firmen ruiniert, weil viele Manager keine großen unternehmerischen Fähigkeiten haben.

Dafür kann aber die Apec nichts.

Ja, aber wenn die Wirtschaft jetzt so radikal geöffnet wird, werden philippinische Betriebe in großer Zahl vernichtet werden. Schon jetzt nehmen die Pleiten zu.

Sie können aber philippinische Produkte leichter in andere Länder verkaufen.

So einfach geht das nicht. Um eine Exportproduktion aufzubauen, braucht man Jahre. Nur wenige unserer kleinen und mittleren Unternehmen sind international konkurrenzfähig. Und jetzt werden sie auch den einheimischen Markt verlieren. Die großen philippinischen Firmen werden überleben – sie können sich immer ausländisches Kapital suchen. Hunderttausende Kleinhändler werden ihre Geschäfte gegen die ausländischen Handelsketten verlieren. Die kleinen Firmen werden versuchen, ihre Personalkosten zu verringern.

Zudem wird die Umwelt weiter vergiftet. Multinationale Firmen können es sich leisten, in umweltfreundlichere Technologien zu investieren, aber ohne Schutz durch den Staat können sich unsere kleinen Unternehmen das nicht leisten.

Was sagt Ihre Regierung zu den Befürchtungen?

Sie nimmt diese Realität nicht zur Kenntnis. Wenn die Liberalisierung bis zum Jahr 2020 so durchgesetzt wird, wie sich die USA das vorstellen, dann werden die Philippinen völlig verarmen. Immer mehr Menschen werden im Ausland Arbeit suchen müssen.

Die Befürworter der Apec glauben, der ungehinderte Handel werde viele neue Arbeitsplätze schaffen.

Ja, ja, sie versprechen das Nirwana. Wir wissen aber – es wird die Hölle. Interview: Jutta Lietsch