Schmidbauer deckte Supernase Werner Mauss

■ Bundesregierung muß zugeben: Der Agent erhielt falsche Identitäten und Papiere. Kolumbianische Regierungsstelle: „Wir wußten nicht einmal, daß er im Land war“

Berlin (taz) – Die Affäre um den in Kolumbien verhafteten Privatagenten Werner Mauss weitet sich aus. Wie am Wochenende bekannt wurde, hat er bei seinen Geiselfreikaufgeschäften mit der kolumbianischen Guerilla die Rückendeckung der Bundesregierung gehabt. Und dies seit rund zweieinhalb Jahren. Bislang betonten die Bonner Stellen, daß Mauss privat und nicht in offizieller Mission unterwegs gewesen sei. Nun müssen sie zugeben, Mauss mit falschen Identitäten und amtlichen Papieren ausgestattet zu haben.

Ins Zwielicht gerät damit auch Geheimdienstkoordinator Bernd Schmidbauer (CDU). Ursprünglich war der Bundesnachrichtendienst (BDN) mit einem Fall betraut, in dem im vergangenen Jahr ein Mitarbeiter der Firma Mannesmann-Demag entführt wurde. Da der BND keine Erfolge vorweisen konnte, wurde Werner Mauss eingeschaltet. Die Pullacher Schlapphüte durften gerade noch das Lösegeld nach Kolumbien schaffen – als Diplomatengepäck.

Nicht genug damit: Mauss konnte seinen Freund Schmidbauer offenbar von der Idee begeistern, die Guerilla mit der kolumbianischen Regierung zu versöhnen. Schmidbauer soll sich dazu im Juli dieses Jahres zweimal mit dem kolumbianischen Innenminister Horacio Serpa getroffen und gemeinsam mit Mauss sowie dem früheren kolumbianischen Konsul in Berlin, Carlos Villamil Chaux, eine Strategie für Friedensgespräche entwickelt haben.

In Kolumbien werden unterdessen neue Vorwürfe gegen Mauss laut. Der Agent soll die Bemühungen einer britischen Sicherheitsfirma zur Freilassung der entführten Manager-Ehefrau Brigitte Schönes untergraben haben. Pedro Juan Moreno vom Büro des Gouverneurs in Antioquia sagte, die Familie Schönes habe das Unternehmen Control Risks um Hilfe gebeten, das Regierungen und Konzerne berät. Control Risks habe die Behörden informiert, während Mauss illegal gehandelt habe, sagte Moreno. „Wir wußten nicht einmal, daß er im Land war.“ wg

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