■ Mit dem Ozonloch auf du und du
: Frösche und Gipfel

Berlin (taz) – Für die guten und schlechten Nachrichten in Sachen Schutz der Ozonschicht sind in diesem Herbst nicht die Politiker, sondern die Wissenschaftler zuständig.

Amerikanische Biologen haben in diesem Sommer fünf, sechs oder siebenbeinige Frösche aus Seen in Minnesota geangelt und vermuten, daß der Schwund der Ozonschicht für diese Mißbildungen mitverantwortlich sein könnte. Die Nasa gab bekannt, daß die UV-Strahlung wegen des Abbaus der Ozonschicht in den vergangenen zehn Jahren in Mitteleuropa im Schnitt um 6,8 Prozent zugenommen habe.

Niederländische Wissenschaftler aus Utrecht meinten hingegen, künftigen Generationen Entwarnung geben zu können. Die Hautkrebsfälle in den USA werde sich bis zum Jahr 2100 nicht, wie bislang befürchtet, auf knapp zwei Millionen im Jahr vervierfachen, sondern „nur“ um 10 Prozent auf knapp über 500.000 steigen.

Solche guten und schlechten Nachrichten sind dieser Tage Thema des internationalen Ozongipfels in San José in Costa Rica. Die Unterzeichnerstaaten der Wiener Konvention zum Schutz der Ozonschicht und des Montrealer Protokolls, mit dem diverse ozonschädigende Substanzen verboten wurden, treffen sich. Auf der Tagesordung stehen für die Industriestaaten ein schnellerer Ausstieg aus diversen Ersatzstoffen, sogenannten teilhalogenierten Flurchlorkohlenwasserstoffen (H- FCKW), und für die Entwicklungsländer der Ausstieg aus den klassischen FCKW.

Die Produktion der klassischen FCKW hat vor allem in China und Indien deutlich zugenommen. China produzierte 1994 über 50.000 Tonnen davon, kaum weniger als die inzwischen ausgestiegenen deutschen Hersteller Hoechst und Solvay Mitte der achtziger Jahre.

In der Bundesrepublik spaltet die Debatte um den Ausstieg aus den H-FCKW inzwischen auch die Industrie. Während Dämmstoffhersteller wie BASF und DOW angekündigt haben, auf diese Substanzen bis 1998 weitgehend verzichten zu wollen, baut der spanische Hersteller Poliglas derzeit im rotgrün-regierten Sachsen-Anhalt eine neue Dämmstoffabrik auf Basis teilhalogenierter Ozonkiller.

Die SPD-Bundestagsfraktion hat inzwischen ebenso wie der Bundesrat auf Antrag Bayerns gefordert, einen Ausstieg aus solchen gefährlichen Produktionen vom Jahr 2015 auf 2000 vorzuziehen. ten