: Die Bremer Kinotaz ... ... alle Filme, alle Termine
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Alles nur Tarnung D 1996, R: Peter Zingler
„Nach bewegten und pensionierten Männern dürfen wir nun Altstar Mario Adorf und Jungmime Ben Becker als inhaftierte Männer bestaunen, die der Zufall als Vater und Sohn in eine Zelle gesteckt hat. Der Sprößling hält seinen Rabenvater für den größten Gangster seit Al Capone und muß bald feststellen, daß er mit dieser Meinung so ziemlich allein steht... Wer gedacht hat, daß ,Workaholic' und ,Weibsbilder' nicht mehr an Einfalt zu überbieten sind, sieht sich nun eines besseren belehrt... Die Story läßt sich leichterhand der Sparte Schwachsinn zuordnen, die Darsteller übertreffen sich an Unfähigkeit, und die Witzchen sind so abgestanden, daß sie das Haltbarkeitsdatum um mindestens 20 Jahre überschritten haben.“ (Albert Baer, Bremer) Ufa-Stern
Am Achten Tag Belgien/Frankreich 1996, R: Jaco van Dormael, D: Daniel Auteuil, Pascal Duquenne
„Der Belgier Jaco van Dormael wird als ein origineller Regisseur gefeiert, aber sein hochgelobter Film „Toto der Held“ schien mir sehr von Dennis Potters „The Singing Detektiv“ beeinflußt zu sein, und sein neuer Film „Am achten Tag“, für den Daniel Auteuil und Pascal Duquenne (ein Belgier, der am Downs Syndrome leidet) sich in Cannes den Preis des besten Schauspielers teilten, ist eine flämische Version von „Rain Man“. Auteuil, ein Banker dessen Bessenheit von seiner Arbeit seine Ehe zerstörte, findet sich zuerst nur sehr widerwillig dabei, wie er mit Duquenne, einem Flüchtling aus einem Heim, im Auto durch Belgien und Holland fährt. Durch dessen Unschuld wird sein Leben veränderet. Nach einigen bizarren Abenteuern mit blasierten Witzen auf Kosten der normalen Spießbürger, endet dieser sehr selbstgefällige Film damit, daß der Held und seine Töchter einen Baum umarmen.“ (The Observer) Schauburg
Antonias Welt Niederlande/Belgien/Großbritannien 1995, R: Marleen Gorris, D: Willeke van Ammelrooy, Els Dottermans
„Wirklich eine ungewöhnliche Familiensaga, die die holländische Regisseurin Marleen Gorris in ihrem jüngsten Film entworfen hat. Voll Witz und trotz aller Melancholie voll Optimismus steckt ihre generationsübergreifende, manchmal märchenhaft wirkende Chronik. Das alles erzählt Gorris mit einer unglaublichen Leichtigkeit, die mitten ins Herz trifft. Für ihre matriarchale Utopie erhielt sie in diesem Jahr den Oscar in der Kategorie ,bester fremdsprachiger Film'“. (Bremer) Atlantis
Ausser Kontrolle USA 1995, R: Andrew Davis, D: Keanu Reeves, morgan Freeman, Frdd Ward
„Erneut hetzt Regisseur Davis (“Auf der Flucht“) seinen Helden durch und um Chicago, wobei er einen Blick für unverbrauchte Orte beweist. Leider ist die Science-Fiction-Idee von der Energiegewinnung aus wasser nur ein auswechselbarer Ausgangspunkt für eine zusammengestückelte Geschichte, in der der fälschlich verdächtigte Held (Keanu Reeves) vor FBI und Gangstern gleichermassen auf der Flucht ist. Ein bischen zeitgemäße Paranoia vor geheimen Regierungsstellen und zum Schluß ein bißchen Weltuntergangsstimmung: alles schon oft und beseere gesehen. Einzig Morgan Freeman als zwiespältige Figur ist interessant.“ (tip) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
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Barbarella Frankreich/Italien 1967, R: Roger Vadim, D: Jane Fonda, David Hemmings, Marcel Marceau
„Roger Vadims Lüsternheit ist fast rührend unartig: es ist allzu offensichtlich, daß er nur schockiert um zu gefallen. Und wenn Jane Fonda auf welken Federn und struppigen Pelzen als Barbarella bei sexuellen Aktionen gezeigt wird, ist sie dabei so charmant, frisch und schwungvoll wie sonst nie - das amerikanische Girl triumphiert in aller Unschuld über eine sündige Comic-Strip-Welt der Zukunft. Sie ist die einzige Schauspielerin, die dann am witzigsten ist, wenn sie sich sexy gibt. Nach Vadims Meinung ist „Barbarella eine sexuelle Alice im Wunderland der Zukunft“, aber sie ist eher eine freche Dorothy in einem angefaulten Oz.“ (Pauline Kael) Modernes
Bound - Gefesselt USA 1996, R: Andy und Larry Wachowski, D: Jennifer Tilly, Gina Gershon
„Während fast alle aus dem Schaum der Filmgeschichte geborenen Thriller sich in ihrem Zitiereifer totlaufen, schafft es „Bound“, die Stimmung von damals in Story und Stil von heute aufleben zu lassen. Er ist, was Kamera und Ausstattung angeht, durch und durch artifiziell, aber er ist auch immer spannend - und ebensowenig wie einer der alten Gangsterfilme darauf aus, Kunst auf die Leinwand zu hieven. Ganz selbstbewußt zeigt der Film, wo es Parallelen zu seinen Vorbilden gibt, wo aber auch Abweichungen.“ (Der Spiegel) UFA-Stern
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Die Detektivin Frankreich 1993, R: Tonie Marshall, D: Anemone, Roland Bertin
„Anders als der deutsche Verleih verzichtet die Autorin und Regisseurin Tonie Marshall darauf, die Profession ihrer Protagonistin als Köder zu benutzen. So stellt sie von vornherin klar, daß es ihr sehr viel mehr um die Frauenfigur geht als um das Detektiv-Genre. Bei Marshall dreht sich alles um Maxime: der Film ist eine Charakterstudie, ein zugleich unspektakuläres und kraftvolles Portrait einer sehr ungewöhnlichen Frau.“ (epd-Film) Gondel
Dragonheart USA 1995, R: Rob Cohen, D: Dennis Quaid, Pete Postlethwaite
„Die Wiederbelebung des Abenteuerfilms für den Markt der neunziger Jahre. Nicht, daß „Dragonheart“ seine Geschichte vom letzten Drachen, der mit einem Drachentöter ein einträgliches Gauklergechäft aufzieht, aber auf tragische Weise mit einem despotischen Herrscher verbunden ist, nicht ernst nehmen würde. Aber die Modernisierungen lassen seine Komik immer wieder angestrengt wirken. Der computernanimierte Drache allerdings ist ein lebendiges Wesen geworden, nicht zuletzt durch die Stimme von Sean Connery, dessen Witz und Melancholie Mario Adorf in der deutschen Fassung leider nur unzulänglich wiedergibt.“ (tip) Europa, UFA-Palast, Wall- & Ziegelhofkinos (Ol)
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Ein Sommer am See USA 1995, R: John Irving, D: Vanessa Redgrave, Edward Fox, Uma Thurman
„Ah, die steifen Briten und la dolce vita - mehr zu zeigen nahm sich Regisseur John Irving nicht vor. Das könnte man sauertöpfisch bemäkeln. Man könnte sich aber auch, gerade jetzt im nebligen November, schleunigst ins Kino begeben und genießen, was diese nostalgische Ferienromanze an Seelenbalsam bereithält: traumschöne Landschaften, geruhsames Erzähltempo und Miß Redgrave. Ein Bick in ihre sagenhaft ausdruckstarken Augen, und man ist dieser Frau - schneller als Major Wilshaw - rettungslos verfallen.“ (Cinema) Gondel
Escape from L.A. USA 1996, R: John Carpenter, D: Kurt Russell, Stacy Keach, Steve Buscemi / Originalfassung ohne Untertitel
Text siehe „Flucht aus L.A.“ UFA-Stern
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Fargo D: USA 1995, R: Joel Coen, D: Frances McDormand, Steve Buscemi
„Amerika sieht manchmal aus wie Sibirien. in der pechschwarzen Kriminalkomödie „Fargo“ von den Coen Brothers könnte man fast schneeblind werden - so eisig, weiß und leer ist hier die Winterlandschaft von Minnesota. Wenn sich das Personal aus einem Aki Kaurismäki-Film in eine makabere Farce von Quentin Tarantino verirrt hätte, wäre dabei etwa so ein Film wie „Fargo“ entstanden. Die Landeier im tiefsten amerikanischen Hinterland werden von den Coens mit dem gleichen boshaften Witz beschrieben wie die texanischen Rednecks in ihrem Debüt „Blood Simple“. An diesen frechen Film über inkompetente Gangster, denen ihre verbrecherischen Pläne schnell über den Kopf wachsern, schließt „Fargo“ direkt an. (hip) Schauburg und Casablanca (Ol)
Female Perversions USA 1996, R: Susan Streitfeld, D: Tilda Swinton, Amy Madigan
„Vorlage für Susan Streitfelds gewagtes Regiedebüt ist Louise J. Kaplans gleichnamige Studie über weibliche Sexualität im zwanzigsten Jahrhundert. Clever konstruiuert fächert sich der Film in einzelne Fallbeispiele. Entlang des Werdegangs zweier Schwestern mit dem gleiche Kindheitstrauma werden diverse Neurosen abgehandelt, zum Beispiel Kleptomanie, Depression, Wiederholungszwang, Fetischismus oder Versagensangst. Leider geraten die Szenen häufig zu simpel, zu plakativ - Feminismus light. “ (tip) Cinema, Atelier
Flucht aus L.A. USA 1996, R: John Carpenter, D: Kurt Russell, Stacy Keach, Steve Buscemi
„John Carpenter hat im Drehbuch versucht, eine milde politische Satire mit etwas hippen Nihilismus zum Ende des Jahrtausends zu entwickeln. Aber auf halben Weg hat er sich dann darauf besonnen, daß er all den Teenagern, die sich solche Filme ansehen, ihre hohe Dosis an Actionszenen verpassen mußte. Und so versinken ein paar gute Ansätze in einem weiteren Computerspiel mit vielen Schießereien, Verfolgungsjagden und Special Effekten.“ (Christopher Tookey) UFA-Stern
Die Frau im Mond Deutschland 1929, R: Fritz Lang, D: Willy Fritsch, Tila Durieux, Fritz Rasp / Stummfilm mit Klavierbegleitung
„Wenn Frauen Science-Fiction schreiben, neigen sie sehr zur Unterabteilung Fantasie. Weder Langs Filmsprache noch die technische Beratung durch die Wissenschaftler Oberth und Ley haben es geschafft, Thea von Harbous Erfindungen in Zukunftsvisionen zu verwandeln. Im Mond ist eben nicht auf dem Mond.“ (Frieda Grafe) Kino 46
G
Die Geschichte der Nana S. (Vivre sa vie) Frankreich 1962, R: Jean Luc Godard, D: Anna Karina, Sady Rebbot
„Bilder aus dem Leben einer Pariser Prostituierten, mit kriminellen und romantischen Elementen: die großstädtische Welt als schwarzweißer Dschungel der verlorenen Illusionen und gefallenen Helden; Geld und Liebe, Balsac und Poe, die Schmerzen der Intimität und die neuen Mysterien des Unpersöhnlichen. Nanas Geschichte ist eine exemplarische Legende des modernen Großstadtmenschen.“ (Süddeutsche Zeitung)Kino 46
Glimmer Man USA 1996, R: John Gray
„An ihren Silicon-Brüsten sollt ihr sie erkennen! Super-Cop Jack Cole jedenfalls schließt anhand der Implantate sofort, die Leiche vor ihm müsse Russin sein. Mit seinem messerscharfen, buddhistisch geschulten Verstand stellt er blitzschnell die Verbindung von einem Serial-Killer über die Russenmafia zu einem gutsituierten Geschäftsmann her. Der wiederum versucht, ihn als Polizisten zu diskreditieren. Aber nicht mit Jack Cole, ehemals CIA! - Auf seine alten Tage wird selbst Steven Segal ganz zahm. Seine zynischen Law-and-order-Spektakel warteten schon mal mit mehr Krach, Bumm und Peng auf.“ (tip) UT-Kincenter, Ufa-Stern, Solitaire (Westerstede)
Der Glöckner von Notre Dame USA 1996, R: Gary Trousdale
„Disney hat Victor Hugo auf den kleinsten gemeinsamen Nenner gebracht und ein harmloses Vergnügen veranstaltet, bei dem die Nebenfiguren den Stars wieder mal die Show stehlen. (Der Spiegel) UFA-Palast, UT-Kinocenter; Wall-& Ziegelhof-Kino (OL)
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Independence Day USA 1996, R: Roland Emmerich, D: Will Smith, Bill Pullman, Jeff Goldblum
„Emmerich und seine drei Drehbuchschreiber bedienten sich unverfroren und geschickt bei den Erfolgsrezepten aus früheren Blütezeiten des Genrekinos: Da ist einmal die paranoide Grundstimmung der Science-Fiction-Filme aus den 50er Jahren. Der mittlere Teil des Films erinnert an die Desasterfilme aus den 70er Jahren. Und schließlich liefert Emmerich einen Gegenentwurf zu den netten Begegnungen der dritten Art von Spielberg. Emmerich ist immernoch ein recht simpler Erzähler, der ohne jede Ironie zitiert, im Finale so viel wie möglich herumballert und am liebsten an seinen Spezialeffekten herumbastelt. Aber all das verselbstständigt sich diesmal nicht wie in seinen früheren Filmen, sondern wird durch ein smartes Drehbuch und die durchweg erstklassigen Schauspieler veredelt.“ (hip) City, Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
Irren ist männlich Deutschland 1995, R: Sherry Hormann, D: Herbert Knaup, Corinna Harfouch
„Warum sehen deutsche Komödien immer aus, als seien sie dem „Schöner Wohnen“-Sonderheft „So mache ich mehr aus meiner 200-qm-Wohnung“ entnommen ? Alles ist teuer und „tres chic“, und am Ende steigt man in sein neues Mercedes-Cabrio. So auch in dieser platten Vaterschaftskomödie um eine haarsträubende, konstruierte Verwechslungsgeschichte, die kein Klischee einer „Deutschen Komödie“ ausläßt und talentierte Darsteller wie Herbert Knaup, Axel Milberg und Richy Müller als „Väter der Klamotte“ mißbraucht.“ (V. Bleek) Schauburg, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkino (Ol); Solitaire (Westerstede) und Lindenhof-Lichtspiele (Wildeshausen)
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Jenseits der Stille Deutschland 1996, R: Carolind Link
„Caroline Link zeigt, daß mit dem deutschen Kino auch dann noch zu rechnen ist, wenn ihm das Lachen vergangen ist: Eine Tochter gehörloser Eltern wird ausgerechnet Musikerin. Die Eltern begreifen nicht, daß sie sich mit ihrer Klarinette jenseits der Sprache ausdrücken kann - genauso wie die Eltern mit ihren Gebärden. Mit „Jenseits der Stille“ ist der jungen Regisseurin ein wunderbar musikalischer Film aus der Welt der Taubstummen gelungen.“ (Der Spiegel) Apollo(WHV), Schauburg
Die Jury USA 1996, R: Joel Schumacher, D: Metthew McConaughey, Sandra Bullock
„Dies ist ein wirklich merkwürdiger Film! Der Roman von John Grisham, auf dem er basiert, handelt vom Prozeß gegen einen Schwarzem, der die beiden Weißen erschoßen hat, die seine Tochter vergewaltigt haben. Nun ist dies nicht gerade ein allzu polpulärer Stoff, und die Filmemacher haben sich mit einer ganzen Reihe von Subplots aus diesem Dilemma herausgeschummelt. Sie erzählen nun in erster Linie von dem netten, smarten Anwalt, der den Angeklagten verteidigt.“ (Chris Tookey) City, UT-Kino und Wall- & Ziegelhofkino (Ol)
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Kondom des Grauens Deutschland 1996, R: Martin Walz, D: Udo Samel, Peter Lohmeier, Iris Berben
„Auf Realismus verzichtet der Film gescheiterweise. So tummelt sich ungestraft eine Truppe hinreißend chargierender deutscher Schauspieler in einer Handlung mitten in Manhattan, die eigentlich nach einer amerikanischen Besetzung verlangt. Und was als Krimi beginnt, verwandelt sich unversehens in einen Gruselfilm, und so steigert sich das „Kondom des Graunes“ in ein Trash-Finale hinein, in dem es vor schleimigen, glitschigen Latexkreaturen nur so wimmelt. “ (Der Spiegel) Modernes
Kleine Morde unter Freunden Großbritannien 1993, R: Danny Boyle, D: Kerry Fox
„Boyles Kinodebüt ist mehr als eine makabere Kriminalkomödie, im Grunde ist es ein entlarvendes Psychogram einer Gesellschaft, in der Opportunismus, Habgier, Gewalt und Lügen das Leben bestimmen.“ (tip) Gondel
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La Reprise Deutschland 1995, R: Klaus Telschner
Avantgardefilm, in dem sich ein Fotograf in die seit vielen Jahren leerstehende Villa Noailles begibt, in der u.a. Louis Bunuel und Man Ray Filme gedreht haben. Dabei gerät er in ein irritierendes Bildgeflecht aus Vergangenheit und Gegenwart, Kunst und Fiktion und erkennt es als seine Bestimmung, sich auf die Geheimnisse der Ruine einzulassen. Im Anschluß wird „Les Mysteres du Chateau du De“ gezeigt, der Film, den Man Ray 1928 in der Villa Noailles gedreht hat. Kino 46
Last Man Standing USA 1996, R: Walter Hill, D: Bruce Willis, Bruce Dern, Christopher Walken
„Actionregisseur Walter Hill nahm sich Akira Kurosawas Klassiker „Yojimbo - der Leibwächter“ aus dem Jahre 1961 zum Vorbild und realisierte als Quasi-Remake seine Version vom Kampf bis zum letzten Mann. Dabei verdichtete er die Konventionen aus Gangster-, Western- und Samurai-Filmen und kleidete sie in das Gewand einer griechischen Tragödie. Die Hauptfiguren dieser kargen Inszenierung haben keine Geschichte und das höllische Grenzkaff Jericho wird zu einem mythischen Ort stilisiert. Ähnlich lakonisch wie in Sergio Leones „Für eine Handvoll Dollar“, dem ersten „Yojimbo“-Remake, geht es in diesem existentialistischen Gangster-Epos aussschließlich um Gier, Macht und Tod. Und Bruce Willis überzeugt einmal mehr in der Rolle des einsamen und kaputten Helden.“ (D. Lackner) UFA-Stern (Ol)
Leading Man Großbritannien 1996, R: John Duigan, D: Jon Bon Jovi, Lambert Wilson, Barry Humphries
„Wer begehrt wen ? Eine Theaterclique im Rausch der Hormone. Das alles kommt Ihnen ziemlich bekannt vor ? Stimmt. Denn das seicht vor sich hinplätschended Psychodrama „Leading Man“ bietet nichts weltbewegend Neues. Ob der intrigante und verführerische Actionstar (John Bon Jovi) die Gattin des renomierten britischen Bühnenautors letzten Endes ins Lotterbett zerrt oder nicht - das interessiert den Zuschauer bald nicht mehr die Bohne. Was übrigens nicht - wie zu befürchten war - an Softrocker Bon Jovi liegt. Der Barde und Schauspieleleve schlägt sich in seiner ersten Hauptrolle wacker und gibt sein Bestes. Das Drehbuch läßt ihn und seine Partner dagegen öfter mal im Regen stehen.“ (Cinema) Europa
Die Legende von Pinocchio Deutschland/Großbritannien/Frankreich 1996, R: Steve Barron, D: Martin Landau, Udo Kier
„Die kleine Holzpuppe möchte so gerne ein richtiger Junge sein. und mit ein bißchen Hilfe von den „Muppet“-Puppenkünstlern um „Turtles“-Regisseur Steve Barron wurde dieser Klassiker der Jugendliteratur zu neuem Leinwandleben erweckt. Gut wie immer: Oscar Preisträger Martin Landau ('Ed Wood') als Gepetto.“ (TV-Spielfilm) UFA-Stern, UT-Kino, Wall- & Ziegelhofkino (Ol), Solitaire (Westerstede)
Les Blank: Three Blues Films USA 1968-71, R: Les Blank /Originalfassung
„Les Blanks drei Blues-Filme sind: „The Blues Accordin' To Lightnin' Hopkins“, „The Sun's Gonna Shine“ und „A Well-Spent Life“. Die Persöhnlichkeiten und die Ausstrahlung der texanischen Blues-Gitarristen Lightnin' Hopkins und Mance Lipscomb strukturieren diese Filme, während die Rhythmen, Stimmungen und Inhalte ihrer Lieder den Stil der Portraits bestimmen. Die Verschmenzung von Filmbildern und Bluesklängen gelingt besonders schön im Hopkins-Film. Die Kamera blendet über von Lightnin's Gesicht auf die Schindelwand eines Hauses, wo eine alte Frau im Schaukelstuhl auf der Veranda sitzt. Die Komposition des Bildes ist ebenso würdevoll wie die Verse des Liedes und die Kamerabewegung so geduldig wie die alte Frau.“ (Karen Cooper, Filming the Blues) Kino 46
Les gens normaux n'ont rien exeptionnel Frankreich 1993, R: Ferreira Barbosa, D: Valerie Bruni-Tedesci, Melvil Poupaud / Originalfassung mit englischen Untertiteln
Martine hat sich von ihrem Freund getrennt.Sie jobbt, erlebt Liebesaffären ohne Zukunft und weiß nicht mehr, wo es im Leben lang gehen soll. Nach einem letzen Streit wird sie sogar in eine psychiatrische Klinik eingeliefert. Kino 46
Les sieges de L'Alcazar Frankreich 1989, R: Luc Moulet / Originalfassung mit Untertiteln
Luc Moulet beschreibt in diesem komischen Film die Zustände im Paroser Bezirkskino „Alcazar“. Der Helde des Films, ein Filmkritiker, besucht dieses Kino besonders oft, um dort Filme des obskuren italienischen Regisseurs Cottafari anzusehen, die außer ihm kaum jemanden interessieren. Moulett ironisiert sowohl die exzentrischen Gewohnheiten der Film-Fanatiker wie die rüde Praxis der Kinobesitzer. Kino 46
Liebe und andere Katastrophen Australien 1996, R: Emma-Kate Croghan, D: Matt Day, Matthew Dyktynski, Alice Gardner
„Für eine Apfel und ein Ei von einem Haufen Filmschul-Absolventen inszeniert (Drehbuchautorin und Regisseurin Croghan war zu der Zeit gerade 23 Jahre alt), hat diese süsse und flotte Universitäts-Komödie ein erfrischend zeitgenößisches Flair. Außnahmsweise glaubt man den Schauspielern wirklich einmal das Alter der Figuren, die sie spielen. Da ist nichts besonders Originelles an dem romantischen „Bäumchen wechsle dich“ des Films, aber Croghan hat einen angenehmen, leichten Stil, und ein geschicktes Auge dafür, was auf der Leinwand anziehend wirkt.“ (Time Out) Filmstudio, UT-Kinocenter und Wall-& Ziegelhof-Kino (Ol)
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Mikrokosmos Frankreich/Schweiz/Italien 1995, R: Claude Nuridsany, Marie Perennou
„15 Jahre Vorbereitung, drei Jahre Drehzeit, sechs Monate Schneiden von 80 Kilometer Filmmaterial haben sich gelohnt: „Mikrokosmos“ entführt in eine Zauberwelt voller Metamorphosen, in der Wesen über das Wasser laufen und Mücken wie Wassernympfen im Mondlicht flirren. Im Mittelpunkt der Naturdokumentation des französischen Forscherteams stehen die Insektenbewohner einer Wiese. Mit Hilfe von speziellen Kameras gelangen den Forschern ungewöhnliche Aufnahmen.“ (Silke Schütze) UT-Kino, Schauburg, Casablanca (Ol), Apollo (Whv)
Multiplicity USA 1996, R: Harold Ramis, D: Michael Keaton, Andie MacDowell
Originalfassung von „Vier lieben dich“ - Texte siehe dort UFA Palast
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Neun französische Kurzfilme in Original neue Kurzfilme u.a. von Kassovitz und Jeunet Kino 46
Nessie - Das Geheimnis von Loch Ness Großbritannien 1995, R: John Henderson, D: Ted Danson, Joely Richardson, Ian Holm
„Ein geschiedener, dem Alkohol zuneigender amerikanischer Wissenschaftler erhält von seinem Chef eine letzte Chance: mit modernster Technik soll er in Schottland beweisen, daß das legendäre Ungeheuer Nessie nicht existiert. Die einfallslose Handlung diese Kinderfilms sorgt für anderthalb Stunden Langeweile. Nicht einmal die Landschaftsaufnahmen überzeugen.“ (tip) UT-Kinocenter
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Panzerkreuzer Potemkin Sowjetunion 1925, R: Sergej M. Eisenstein
„Potemkin ist ein großer, selten geglückter Film. Es gehört schon der Mut der Verzweiflung dazu, den Protest gerade hier anzusetzten. Schlechte Tendenzkunst gibt es sonst genug, darunter schlechte sozialistische Tendenzkunst. Solche Sachen sind vom Effekt her bestimmt, rechnen mit ausgeleierten Reflexen, benutzen Schablonen. Dieser Film aber ist ideologisch ausbetoniert, richtig in allen Einzelheiten kalkuliert, wie ein Brückenbogen. Je kräftiger die Schläge darauf niedersausen, desto schöner dröhnt er. Nur wer mit behandschuhten Fingerchen daran rüttelt, der hört und bewegt nichts.“ (Walter Benjamin) Kino 46
Pulp Fiction USA 1994, R: Quentin Tarantion, D: D: John Travolta, Bruce Willis, Harvey Keitel
„Daß da ausgerechnet Tarantino laxer und gefährlicher Umgang mit Gewalt vorgeworfen wird, ist absurd: von Oliver Stones dumpf gespreitzter, schockgeiler und schmierig-koketter Verhunzung des Tarantino Drehbuchs „Natural Born Killers“ trennen „Pulp Fiction“ Welten.“ (Thomas Klingenmeier) Kino 46, Bgh. Vegesack
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Der Räuber Hotzenplotz Deutschland 1973, R: Gustav Ehmck, D: Gerd Fröbe, Lina Carstens
„Mit Hilfe einer entzauberten Fee bringen zwei Jungen den Räuber Hotzenplotz, der ihrer Großmutter die Kaffeemühle gestohlen hat, zur Strecke. Ehmcks Verfilmung eines bekannten Kinderbuchs versucht redlich, aus Räubermoritat, Märchen und Bänkelgesang eine Einheit zu formen.“ (Lexikon des internationalen Films) Gondel
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Santa Claus - Eine schöne Bescherung USA 1995, R: John Pasquin, D: Tim Allen
„Der Weihnachtsmann-Vertrag tritt in Kraft, wenn ein Sterblicher das Outfit des originallen Santa Claus anzieht. Was Solo-Papi Scott tut, als der amtliche Barttäger am Weihnachtsabend vom Dach fällt. Kaum hat der die rote Zipfelmütze übergestülpt, findet er sich schon am Nordpol wieder.“ (Silke Schütze) Schauburg
Schneewitchen und die sieben Zwerge USA 1937, R: Walt Disney
Im gleichen Kino wie dieser Zeichentrickfilm, der einer der ersten von Walt Disney war, läuft in dieser Woche auch Disneys Version vom „Glöckner von Notre Dame“ an, und so kann man direkt ein kitschiges Meisterwerk von einst mit der genau kalkulierten Rührmaschine von heute vergleichen. (hip) UFA-Palast
She's the One USA 1996, R: Edward Burns, D: Edward Burns, Cameron Diaz, Mike McGlone
„Burns Nachfolgefilm zu „Kleine Sünden unter Brüdern“ ist eine schlimme Enttäuschung. Im Grunde ist es einfach der gleiche Film, nur länger, teurer und viel langweiliger. Burns ist ein Taxifahrer, der eine seiner Mitfahrerinnen nach einer stürmischen Romanze heiratet, während McGlone diesmal den sündigen Bruder spielen darf. Verwirrt? Werden sie nicht lange bleiben, denn der Film buchstabiert alles peinlich genau vor. Die Anwesenheit von TV-Stars wie Jennifer Aniston und John Mahoney betont noch zusätzlich das „sitcom“ - Niveau des Films, und die ganze Sache hat einen unangenehmen Geruch von männlichem Chauvinismus.“ (Time Out) City
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Todas - am Rande des Paradieses Deutschland 1996, R: Clemens Kuby
„Ein formal und inhaltlich einfühlsam gestaltetes ethnologisches Filmdokument über das kleine Volk der Toda, die von der modernen Zivilisation noch weitgehend unberührt ein selbstgenügsames, spirituell reiches Leben als Sammler und Hirten in Südindien führen. Doch ihr innerer Frieden und ihr Lebensraum ist bedroht durch fremde Kultureinflüße und wirtschaftliche Fortentwicklung.“ (tip) Cinema
Trainspotting Großbritannien 1995, R: Danny Boyle, D: Ewan McGregor, Ewen Bremner
„Trainspotting war einmal ein Buch, das Theaterstück wurde und dann Film. Dieser fischt bevorzugt die komödienhaften Elemente aus dem Stoff heraus und treibt sie auf die Spitze. Lustig splattert der Kot, mit dem Spud sich im Drogendelirium nächtens eingesaut hat, beim Frühstück über Gesichter und gebackene Bohnen. Schon lacht das Kino. Ein Hauch von Monty Python liegt über dem Ganzen, der signalisiert: Dies hier ist aus U.K.-Zutaten zusammengemixt. Der Kult um die Geschichte einer Vorstadtclique beweist zweierlei: Die Junkies sind unter uns und Britannien produziert wieder ,Lebensgefühl'“ (taz) UFA-Stern und Lindehof Lichtspiele (Wildeshausen)
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...und jeder sucht sein Kätzchen Frankreich 1995, R: Cedric Klapisch, D: Garance Clavel, Zinedine Soualem
„Dort, wo heute, einer Festung gleich, die Bastille-Oper steht und ihren mondänen Schatten ins uralte elfte Arrondissement wirft, war früher ein höchst lebendiges „quartier populaire“. Von dieser Verwandlung, von der Zerstörung und vom Wiedererstehen einer Stadt, erzählt der Debütfilm von Cedric Klapitsch. Klapisch erzählt nur eine Geschichte von nebenan über eine Welt, die zu verschwinden droh, es gelingt ihm allerdings, mit einer Heerschar von Laiendarstellern gerade den dörflichen Geist der glitzernden Hauptstadt zu beschwören, der angeblich dem Untergang geweiht ist.“ (epd-Film) Atelier
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Der verrückte Professor USA 1996, R: Tom Shadyac, D: Eddie Murphy, James Coburn
„Murphy macht sich gnadenlos über seine eigenen schlechten Gewohnheiten lustig und wenn er dies macht, hat der Film genug pointierten Humor, um ein Comeback zu rechtfertigen. Eddie Murphy ist wieder witzig.“ (Rolling Stone) UFA-Palast, UT-Kinocenter, Wall- & Ziegelhofkino (Ol), Solitaire (Westerstede)
Vier lieben dich USA 1996, R: Harold Ramis, D: Michael Keaton, Andie MacDoweell
„Vier Rollen zu spielen, die zugleich vier Seiten einer Persöhnlichkeit symbolisieren, ist für jeden Schauspieler eine riezvolle Herausforderung. michael Keaton bemüht sich redlich, diese Vielschichtigkeit zu transportieren, die dünne Story läßt ihm aber nicht viel Chancen. Hat man das Konzept einmal begriffen, geht dem Klon-Märchen von Harold Ramis bald die Luft aus. Andie MacDowell ist in der undankbaren Ehefrau-Rolle farblos wie immer, die technische Umsetzung der „Klonerei“ ist jedoch erstaunlich.“ (TV-Spielfilm) UT-Kinocenter
W
Wiedersehen auf Bullerbü Schweden 1962, R: Ole Hellbom, D: Kay Anderson
Fortsetzung dr Astrid Lindgren Erzählung „Die Kinder von Bullerbü“ und der Serie mit schwedischen Kinderfilmen, in denen das heitere und idylische Leben von Kindern in einem kleinen Dorf beschrieben wird. Der einzige dramatische Konflikt dieses Films besteht darin, daß ein kleiner Junge mit einem lockeren Zahn angst vor dem Zahnarzt hat. (hip) Atlantis
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