Gifthaus GSW wird grüne Oase

■ Verseuchte Gesamtschule West wird teilsaniert und bekommt bis Sommer '99 einen Neubau

48 Millionen hat die Gesamtschule West (GSW) in Gröpelingen – Bremens „häßlichster Schulbetonklotz“, wie manche sagen – vor 27 Jahren gekostet. Jetzt wird das Asbest- und PCB-verseuchte Gebäude für rund 43 Millionen teils abgerissen, teils saniert und bekommt einen Neubau. Jahrgangshäuser, Biotope, ein Sonnencafé, Grasdächer: Eine Schule nimmt ihren Karriereweg vom „Gifthaus mit lebensfeindlicher Architektur“ zum ökologischen, sozialen Bezugspunkt mit Heimatgefühl für ihre ElevInnen. Gestern wurde das neue GSW-Modell dem Gröpelinger Beirat präsentiert.

Damit scheint der jahrelange Streit um das Gebäude endlich begraben. Schon 1976 gab es ein erstes Gutachten eines Schularztes, der gemeldete Befindlichkeitsstörungen wie Erkältungen, Magenprobleme oder Augenjucken auf eine mögliche Verseuchung zurückführte. Behördlicherseits nahm man dies jedoch erst Ende der Achtziger ernst: Asbest und PCB wurde nachgewiesen. Abriß? Sanierung? Die folgende politische Debatte gipfelte im Sommer diesen Jahres in einem konzeptionslosen Schlagabtausch zwischen Bildungssenatorin Bringfriede Kahrs (SPD) und der CDU. Jetzt werden die 43 Millionen Gesamtkosten laut Bürgerschaftsbeschluß aus dem (leeren) Stadtreparaturfonds genommen.

Währenddessen wurden die Jugendlichen ausgelagert. Seit vier Jahren zerbrachen sich außerdem VertreterInnen von Schulleitung, LehrerInnen, Eltern, SchülerInnen, Reinigungskräften, dem Gesundheitsamt und der Bildungsbehörde am runden Tisch die Köpfe und wandten die Not nun zur Tugend. Was vom Gebäude stehen bleibt (die Mensa, ein Werkstattgebäude, eine Küche der Akademie Überlingen), wird saniert. Der Rest wird abgerissen, und im Sommer '99 soll an seiner Stelle eine Gesamtschule modernster Façon stehen.

Diese ist von Ekkehart Sielmann, einem Architekten des kommunalen Bauamts „BreHoch“, entworfen und hat als Vorbild vor allem die „Offene Schule“ in Kassel-Waldau. In drei Jahrgangshäusern werden die 5./6., 7./8. und 9./10. Klassen untergebracht, bekommen dort einen Schülerclub, eine Sozialfläche für Aktionen und Ausstellungen und vor allem eine eigene Außenfläche, auf der viel Ökologie möglich ist, aber nicht erzwungen wird. Steine werden abgekippt, die Gestaltung bleibt offen. Greenpeace und die LandschaftsarchitektInnen der „Planungsgruppe Grün“ kooperierten.

Gebaut wird traditionell mit Stein, nur das Blechdach ist ein Zugeständnis an die moderne Architektur, so Sielmann, der auch die vielbeachtete Schule Am Pfälzer Weg in Tenever geplant hat. Die Gesamtfläche der GSW wird insgesamt reduziert, eine freiere bauliche Form wurde Sielmann allerdings vom Bausenator („aus nicht nachweisbarer Kostenersparnis“) begradigt. Passend zum neuen Bau und neuen Konzept soll die SchülerInnenzahl der GSW von jetzt 600 auf 480 schrumpfen. sip