Female Perversions

„Hättest du dann den Pappapimmel, auf den Du immer so scharf warst?“, hinterfragt Madelyn die bevorstehende Berufung ihrer Schwester Eve (Tilda Swinton) zur Richterin. In der Tat: Das Leben der Noch-Staatsanwältin scheint ein Rennen um den nun auch für Frauen ausgeschriebenen Phallus zu sein. Doch hier klammert sich Regisseurin Susan Streitfeld an ihre Vorlage, einem Freud-orientierten Bestseller (Louise Kaplans Weibliche Perversionen) und zeigt, daß das mit der Penis-Usurpation natürlich nicht so einfach geht.

Schon während des TV-Prozesses, der Eve zu Ruhm verhelfen soll, sitzt der männliche Blick mit in den Reihen, fragmentiert und fetischisiert ihren Körper. Und die Montage des Films unterstreicht Eves Unsicherheit, darüber ob ihr kraftvoller Eintritt in die männliche Machtdomäne nicht doch nur eine Anmaßung sei. Weibliche Perversionen (Fastfood, Kaufrausch, S/M) vermögen nur kurzfristig, die Erinnerungen an den Vater zu verschieben, den Alptraum vom reißenden Trapezseil zu verdrängen. Gestreßt wendet sich Eve an ihre Schwester Madelyn. Doch gerade da, wo der Film mit seiner Geschwisterbeziehung ein relativ unbearbeitetes Feld der Psychoanalyse berührt, bohrt er nicht in der Tiefe.

Inzwischen kuriert kann Eve die burschikose Nachbartochter vor der Selbstzerstörung retten. Eine Fürsorge, die ihre eigene Abwendung von der Mutter wieder gutmachen soll, aber gleichzeitig dafür sorgt, daß der Film schließlich an seinem starren Ursache-Wirkungs-Schema erstickt. Isa Ostertag Neues Cinema, 17.30 Uhr, 20 Uhr, 22.30 Uhr; Zeise, 17.30 Uhr, 22.30 Uhr