Die Tropen direkt im öffentlichen Fenster

Tropenholz in 14 Amtsgebäuden: Senat mißachtet eigene Dienstanweisung  ■ Von Heike Haarhoff

Wenigstens der Ausblick aus Hamburgs tristen Amtsstuben soll tropisch-exotische Gefühle bescheren: 2.000 edle Tropenholzfenster hat die Stadt in den vergangenen sieben Jahren in Krankenhäusern, Schulen, Finanzämtern und anderen öffentlichen Gebäuden wider besseres Wissen einbauen lassen, insgesamt 14 Gebäude sind es an der Zahl. Mißachtet wurden nicht nur internationale wie lokale Vereinbarungen zum Schutz des Klimas und des Regenwalds. Der Senat setzte sich auch über die hauseigene Dienstanweisung „H 1/89“ hinweg, die den „Einsatz tropischer Hölzer im öffentlichen Hochbau“ seit 1989 untersagt.

Die Naturschutzorganisation Robin Wood geht auf die Barrikaden und wettert „Klima-Schwindel“, die Umweltbehörde erkennt „akuten Handlungsbedarf“. Nur der Senat zeigt sich unbeeindruckt. Denn, das teilte er jetzt der GAL-Bürgerschaftsabgeordneten Antje Möller mit, nach 1989 sei zwar noch der Einbau von mindestens 1.990 Fensterrahmen aus Tropenholz in stadteigenen Gebäuden genehmigt worden. „Die Beschaffung von Tropenholz“, so rechtfertigt der Senat sein klimaschädliches Verhalten, „geschah nach den Vorgaben der Dienstanweisung, d.h. das Angebot des Auftragnehmers hatte sich im Wettbewerb als das annehmbarste erwiesen“.

Im übrigen habe stets „ein Beleg“ vorgelegen, daß das „angebotene tropische Holz einer kontrollierten Forstwirtschaft entstamme“. Und für eben diesen Fall, feixt man im Rathaus über die Gesetzeslücke, sehe die strenge Tropenholz-Dienstanweisung ja Ausnahmen vor. Freiwilliger Verzicht ausgeschlossen.

„Dieses Ergebnis“, motzt Kai Fabig, Sprecher der Umweltbehörde, „bestätigt, daß die Anweisung einer Präzisierung bedarf“. Die Umweltbehörde arbeite bereits daran. Denn niemand weiß, was unter einer „kontrollierten Tropenholz-Forstwirtschaft“ überhaupt zu verstehen, geschweige denn, wie sie zu realisieren sei. „Meranti-Bäume wachsen nur im Regenwald, weil sie auf bestimmte Pilze angewiesen sind“, erklärt Jens Meyer von Robin Wood. Deshalb sei es ein Irrglaube, die südostasiatischen Hölzer auf Plantagen „nachbauen zu können“. Ferner fehle es „immer noch an internationalen Mindeststandards“ für ein entsprechendes Tropenholz-Gütesiegel. Derzeit legen die Holzimporteure allein fest, welcher Anbau klimapolitisch vertretbar sei. Das ist so, als würden Autobesitzer sich die TÜV-Plakette gleich selbst ausstellen.

Die Willkür dieser Vorgehensweise dokumentiert ein Briefwechsel zwischen Holzhändlern aus Holland und Hamburg vom August 1996: Die „bewirtschafteten Wälder“, von denen der niederländische Importeur noch gesprochen hatte, wurden in Hamburg eigenmächtig in „nachhaltig bewirtschaftete“ umbenannt. „Haltlos“, findet das Jens Meyer. „Jeder Wald, in dem Bäume gefällt werden, gilt als bewirtschaftet.“