Mieser Trick mit Lärm

■ Lärmschutzhalle nur gegen Airport-Ausbau? Kontrollgremium berät heute

Verstöße gegen das Nachtflugverbot, wachsende Lärm- und Abgasbelastung rund um Fuhlsbüttel, umstrittene Expansions-Pläne für den Hamburger Stadtflughafen: 149mal schon hat die Fluglärmschutzkommission in den vergangenen 25 Jahren wegen der ewig währenden Konflikte zwischen Anwohnern, Stadt und Flughafen getagt, hat beraten und begutachtet, vermittelt und Fluglärmsünder geoutet.

Heute ist Jubiläumssitzung, die 150., doch, so ein Mitglied betrübt zur taz, „es wird ein ganz normales Arbeitstreffen“. Denn das kontrollierende, unabhängige Gremium (28 Mitglieder aus Bürgerinitiativen, Bezirken, Fluggesellschaften) muß gegenüber der Wirtschaftsbehörde als genehmigender Instanz schon in wenigen Wochen zu einem der größten Flughafen-Reizthemen Stellung beziehen: der Erweiterung der Abfertigungspositionen für Flugzeuge auf dem sogenannten „Vorfeld 2“ und dem Bau einer Lärmschutzhalle für ohrenbetäubende Triebwerks-Probeläufe, die derzeit im Freien stattfinden.

Am 23. Dezember will die Flughafen Hamburg Gesellschaft (FHG) einen Stapel gewichtiger Papiere bei der Wirtschaftsbehörde einreichen und sich damit die Ausbau-Genehmigung ergattern. Die Behörde wird das Planfeststel-lungsverfahren einleiten und frühestens in zwölf bis 18 Monaten grünes Licht geben.

Bis 2010 soll das Vorfeld 2 in drei Phasen um 23 weitere „Parkplätze“ für Flieger auf 65 erhöht werden. Eine Milliarde Mark wird das ökologisch wie ökonomisch umstrittene Projekt nach Schätzung der FHG kosten. Über die Lärmschutzhalle (zwölf Millionen Mark, Finanzierung: FHG) hingegen besteht Konsens. Nur: Die FHG will die Halle in einem gemeinsamen Verfahren mit der Vorfeld-Erweiterung genehmigen lassen. Ein ganz mieser Trick, wissen Kritiker: Der Hallen-Bau könnte sich um Jahre verzögern, wenn – und davon ist auszugehen – es Einwendungen gegen den Airport-Ausbau hagelt. Notfalls könnte die FHG sogar mit dem Verzicht auf die Halle drohen, um die Erweiterung durchzusetzen.

Die Fluglärmschutzkommission hat bereits mehrmals ebenso deutlich wie folgenlos kundgetan, daß die beiden Genehmigungsverfahren gefälligst zu entkoppeln seien. Unterstützende Worte will heute Umweltsenator Fritz Vahrenholt (SPD) finden. Heike Haarhoff