■ Urdrüs wahre Kolumne: Unter fiesen Möpsen
In diesen Tagen, da elektrische Lichterketten im Sonderpostenmarkt für einen Heiermann feilgeboten werden und die Stricklieseln und Töpferburschen wieder die Basare und Kunsthandwerkermärkte mit wolligen Sorgenpüppchen und irdenen Krügen überschwemmen. In diesen Tagen, in denen der Bremer Weihnachtsmarkt von unverbesserlichen Lokalignoranten wieder als einen der schönsten in Deutschland gerühmt wird und Flittchen/24 mit riesigen Brüsten und blanker Muschi sich mit Apfel-Po und beringten Brustwarzen zum Faustfick bereithält. In diesen tagen also tippt mich in der Graf-Moltke-Straße zu Bremen ein uriges Joggermännlein auf schlidderglattem Bürgersteig an die Schulter und meint: „Dicker, wenn du noch was von Weihnachten haben willst, sollteste auch mal ein bißchen laufen!“ Und dann lief der Mann weiter dem Tode davon. Die Brille fiel ihm dabei vom Kopf und nunmehr mußte er wenig elegant über den Gehweg kriechen, um die vermeintlich auch noch defekte Sehhilfe zu suchen. Ich hoffe, doch, daß er dabei nicht auf die Hilfe des mobilitätsbeschränkten Dicken spekuliert hat, der ihm immerhin noch ein „Frohes Fest“ wünschte.
t
Daß Klaus & Klaus sich nach einem Abschiedskonzert bei den Sixdays in der Stadthalle trennen, wobei sie doch so ein schönes Paar waren, wird die Krise weder beim SV Werder noch beim VfL Oldenburg beenden. Aber daß der Herr Fußballpräsident Klaus Baumgart sich nicht entblödet, künftig mit seinem inzwischem ebenfalls von der Magersucht befallenen Abspeckpartner Harry Wijnvort das Pferd auf den Flur zu stellen, deklassiert beide Slimfaster auf das Erheblichste für die musikalische Umrahmung herkömmlicher Kohl & Pinkel-Exzesse. Trösten kann da nur, daß endlich endlich der liebenswerte Ex-Präsi Dieter Klink vom Großen Bremer Karnevalsverein „Rot-Weiß“ am Sonntag im Borgfelder Landhaus zum „Ritter Lächelnder Roland“ von Bremen geschlagen wird. Ich setz Dir noch einen drauf, Dieter: Mögest Du künftig unter dem Kampfnamen Sir Oblong Fritz Oblong für Witwen und Waisen, Bedrängte und Bedrückte streiten. Gerechte Sache siegt!
t
Kannte man den herkömmlichen Harley Davidson Fahrer bislang nur als Zuhälter, Zahnarzt oder Dieter Bohlen auf der Suche nach der Braut zum aufs Auge hauen, so kommt er uns jetzt als netter Weihnachtsmann mit Feuer unterm Arsch: Die 43 deutschen HD–Vertragshändler nehmen unter dem Motto „Toy Run 96“ noch bis zum 7.Dezember guterhaltenes Spielzeug entgegen, um dies an arme Kinder in Heimen und in bedürftigen Familien weiterzugeben. Wer nun hochmütig meint, keinen Bedarf mehr für sein Kuscheltier zu haben und das Teil den Armen stiften möchte, sei aber vorgewarnt: Beim HD–Dealer wird er für diese Bereitschaft noch mit einer Original Harley-Toy Run-Plakette dem allgemeinen Gespött preisgegeben und muß außerdem im Falle eines Gewinns beim Toy Run-Preisausschreiben in Amerika unter tausend fiesen Möpsen im Harley-Café dinieren oder künftig eine Harley-Lederkutte tragen, was im Ernstfall schon mal böse enden kann. Sie sind gewarnt!
t
Leeve Lüe, de Wiehnachstiet löppt un löppt und lett sick nich möten. Dar kann nüms nich wat an maken, un stellt se all sick up den Kopp! Kurz und gut für die Nicht-Plattdeutschen LeserInnen: Den Adventskranz für Sonntag nicht vergessen, regelmäßig das Catchturnier im Zelt auf der Bürgerweide besuchen und stets daran denken, daß Babylon nicht an einem Tag gebaut wurde, aber doch in einer einzigen Stunde fiel. YaYa love!
Ulrich“Mad max“ Reineking
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen