Gelber Sack bleibt stehen

■ Entsorgungsbetriebe drohen MüllsünderInnen : Zur Strafe stehenlassen

Bremens MüllsortiererInnen haben den gelben Sack satt: Statt Verpackungen mit grünem Punkt, müssen sie immer mehr verschimmelte Windeln, Regenschirme, Schuhe und tote Katzen vom Band sortieren. „Das ist einfach ekelhaft für die Menschen am Sortierband“, ärgert sich Friedhelm Behrens, Sprecher der Bremer Entsorgungsbetriebe (BEB). Deshalb sollen derartige Müllsünden künftig bestraft werden: Ab Montag lassen die Müllwerker verdächtig schwere gelbe Säcke, die mit Restmüll aufgefüllt wurden, einfach stehen.

„Wir mußten uns etwas einfallen lassen“, erklärt der BEB-Sprecher. Schließlich hatten die Betreiber der Sortieranlagen sich heftigst bei den Bremer Entsorgungsbetrieben über den „mißbrauchten“ gelben Sack beschwert. Während die SortiererInnen 1995 nur knapp 10 Prozent Restmüll aus den angelieferten gelben Säcken fischten, ist der Anteil mittlerweise auf bis zu 30 Prozent gestiegen. „Das soll aber nicht heißen, daß alle BremerInnen gleichermaßen Schuld daran sind“, erklärt Behrens.

Allerdings sei die Zahl der „frustrierten Müllsortierer“insgesamt vermutlich gestiegen. „Die trennen ihren Müll und trotzdem ist die Müllabfuhr teurer geworden“, so Behrens.

Außerdem gebe es eine Reihe „schwarzer Schafe“ in ganz bestimmten Stadtteilen: In „Gebieten mit anonymisierter Wohnstruktur“ wie Gröpelingen oder Tenever. Dort will die BEB jetzt Infozettel an Haushalte verteilen und auf jedem gelben Sack mit Restmüll einen warnenden roten Punkt hinterlassen. Aufmachen und kontrollieren müßte die Müllabfuhr die gelben Säcke aber nicht: „Das verbieten die Arbeitsschutzbestimmungen.“ Doch weil die gelben Säcke mittlerweile so durchsichtig seien, „kann man die auszusortierenden Säcke natürlich schon von außen erkennen“, so Behrens.

Der gelbe Sack gehört seit dem Oktober 1992 zum Straßenbild und wird in einer Extraabfuhr zu den drei Bremer Sortieranlagen gebracht. Täglich nehmen dort Sortierer rund 10.000 Säcke an. Das gelbe Sack-System wird über das Duale System Deutschland (DSD) und sein Lizenzzeichen „Grüner Punkt“ finanziert. Jede VerbraucherIn zahlt im Jahr durchschnittlich 50 Mark an das DSD. „Wenn einige Schindluder mit dem gelben Sack treiben, muß die Allgemeinheit zahlen“, ärgert sich die BEB. Doch die BEB hat das Abfahren und Sortieren für das Duale System als Generalunternehmen übernommen. Jetzt wollen aber die drei Sortieranlagen wegen des vielen Restmülls im gelben Sack mehr Geld von der BEB sehen – und das wollen die Entsorgungsbetriebe natürlich einsparen. kat