Aids-Beratung überlastet

■ Die Anlaufstelle für HIV-Infizierte in Kreuzberg ist überlaufen. Gesundheitsladen und Hospiz für Aidskranke gefordert. Hohe Zahl von Betroffenen in den Bezirken

„Die Aids-Beratungsstelle Kreuzberg droht auseinanderzubrechen.“ Mit diesem Hilferuf macht die Kreuzberger BVV- Fraktion der Bündnisgrünen auf die schwierige Lage der bezirklichen Aids-Beratungsstelle aufmerksam. Durch die Zusammenlegung der Beratungsstellen Kreuzberg, Neukölln, Tempelhof und Treptow vor zwei Jahren sei die Versorgung der betroffenen BürgerInnen kaum noch zu gewährleisten. Von einem Aus der Aids-Beratungsstelle will Sozialstadträtin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) nicht sprechen. Richtig sei, daß die bezirkliche Aids-Beratung völlig überlastet sei. „Durch die Zusammenlegung haben die Mitarbeiter ein so großes Aufgabenfeld abzudecken, was kaum noch zu schaffen ist.“ Aber, so Junge-Reyer, die Kreuzberger Aids-Beratung werde es auch über das Jahr 1996 hinaus geben. „Bei den Spardiskussionen standen die drei Planstellen nicht zur Diskussion.“

Das Dilemma der Kreuzberger Aids-Beratung ist vor allem in der Zusammenlegung der zwei Schwerpunktbezirke Kreuzberg (hohe Anzahl von HIV-positiven Junkies) und Neukölln (hohe Anzahl von HIV-positiven Homosexuellen). „Niemand kann gleich Jugendliche, Frauen, Junkies, Schwule und Prostituierte betreuen. Jede Gruppe muß ihren Ansprüchen entsprechend informiert und betreut werden“, halten die Bündnisgrünen fest. „Deshalb unterstützen wir das Anliegen der Berliner Aids-Hilfe, die in Zusammenarbeit mit der Türkischen Aids-Hilfe für MigrantInnen, dem Stricherprojekt Sub-way und anderen Projekten einen Gesundheitsladen in Neukölln einzurichten.“ Auch die Initiative des Vereins von Zik (Zuhause im Kiez), ein Aids-Hospiz in Kreuzberg etablieren, sei ein Schritt zur medizinischen und psychosozialen Betreuung von HIV-Infizierten. Jens Rübsam