Nachgefragt
: „Noch ist die grüne Lunge kostenlos“

■ Ein Verein will Osterholzer Feldmark retten / Interview mit einem Mitglied

Das Vorhaben von Bausenator Bernt Schulte, die Osterholzer Feldmark zum Wohnungs baugebiet mit Kleingärten und Gewerbeansiedlung zu erklären, hat auch den Verein „Osterholzer Feldmark e.V.“ (wieder) auf den Plan gerufen. Schon 1991 haben die 100 Vereinsmitglieder (AnwohnerInnen und Menschen aus dem Stadtteil) zusammen mit dem Beirat Osterholz Bauwünsche auf der Feldmark erfolgreich abgeblockt. Erhaltenswert ist für den Verein vor allem eines der letzten Reihendörfer Deutschlands: Elf Höfe stehen an der Osterholzer Dorfstraße nebeneinander. Die zugehörigen Ackerflächen liegen in sogenannten Hufen hinter den Höfen, jeweils 120 bis 150 Meter breite Streifen Land. Außerdem gelten die 220 Hektar Gesamtfläche der Feldmark als eines der besten Gebiete für Hasen und Wild (40 Rehe würden gezählt). Während eines langjährigen Heckenschutzprogramms des Umweltressorts wurden Schwarzdornhecken angepflanzt. Wir sprachen mit Claus Aumund-Kopp vom Verein.

Ist die Osterholzer Feldmark nicht Landschaftsschutzgebiet?

Claus Aumund-Kopp: Ja, aber das ist eine der geringsten Schutzstufen, die man schnell beseitigen kann. Nichtsdestotrotz hat diese Landschaft einen sehr hohen Wert für die Bevölkerung.

Welchen? SpaziergängerInnen berichten, daß, wenn sie das Gelände betreten, sie immer auf einem Hof landen.

Natürlich ist das Gelände fast ausschließlich in Privatbesitz und eigentlich nur über die Höfe zugänglich. Wenn jemand gefragt hat, hat ihm niemand verwehrt, auch mal ins Feld zu gehen. Mit dem Hund an der Leine, versteht sich. Wir haben Schilder aufgestellt, auf dem ein Rundwanderweg möglich ist. Auf dem Hof meiner Eltern hatten wir außerdem im Jahr mindestens zehn, fünfzehn Kindergartengruppen oder Schulklassen zu Besuch, die sich mal die Tiere ansehen und erleben konnten, daß die Milch nicht nur aus dem Supermarkt kommt.

Könnte das Gelände als grüne Lunge für die OsterholzerInnen denn noch aufgewertet werden?

Als Naherholungsgebiet mit Wanderwegen oder es war auch mal ein Osterholzer Stadtwald geplant. Nur all dies kostet wieder Geld aus der öffentlichen Hand. Im Moment ist diese grüne Lunge kostenlos zu haben.

Sehen Sie überhaupt irgendeine Kompromißlösung für die Bebauung der Feldmark?

Sobald irgendwo angefangen wird, ist das der Anfang vom Ende. '91 war ja geplant, nur den südlichen Teil zu bebauen, also sämtliche Hofgrundstücke in der Hälfte zu durchschneiden. Dann ist natürlich kein Landwirt mehr überlebensfähig. Der Wert des Gebiets ist nun mal seine Gesamtfläche, auch für die Greifvögel zum Beispiel. Habichte oder Bussarde brauchen eine bestimmte Flächengröße, um sich überhaupt zu halten.

Sie argumentieren auch mit Verkehrs- und Infrastrukturproblemen rund um die Osterholzer Feldmark.

Wenn Schichtwechsel bei Daimler-Benz ist oder zu besonderen Anlässen im Weserpark fließt der Verkehr auf der Osterholzer Heerstraße einfach nicht ab. Und dann rechnen Sie mal bei neugebauten zweitausend Häusern ein, zwei oder drei Autos pro Haushalt hinzu. Dann sind die Schulen in der Gegend zum Beispiel total überlastet.

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