■ Kommentar
: Wundern über Wunder

Die Tage des Hafenkrankenhauses sind gezählt. Daran dürfte auch die heutige, voraussichtlich hitzige Debatte in der Aktuellen Stunde der Bürgerschaft nichts ändern. Oder läßt sich doch noch ein Fünkchen Hoffnung anfachen? Läßt sich mit dem Glauben nicht vielleicht doch ein Berg verrücken oder mit Protesten auf Straßen, in Geschäften und Schulen die Schließung der Klinik abwenden?

Wenn noch der eine oder andere Krankenhausfunktionär vor dem sogenannten Fest der Liebe und den Verhältnissen zum Trotz lieber gut anstatt so roh wäre und es dann auch ist, dann könnte da noch Hoffnung schimmern – zumal in Zeiten, da „intelligentes Sparen“ stets die Heilung defizitärer Haushalte bewirken soll.

Ein rettendes Konzept hat der Personalrat des Hafenkrankenhauses vorgelegt. Es ließe die bislang wirtschaftlich einwandfrei funktionierende Klinik künftig noch sparsamer wirtschaften und richtete deren Angebot zugleich noch genauer auf die Bedürfnisse der Menschen im Stadtteil aus. Aber leider war es schon immer etwas naiv zu glauben, daß intelligente Argumente Sparkommissaren in puncto sozialer Gerechtigkeit ein Licht aufgehen lassen könnten. Sie lassen die Zeit, dieses Konzept zu konkretisieren, lieber ungenutzt verrinnen.

Lang vorbei die Zeiten, als einer sein Bürgermeisteramt in die Waagschale warf, um den Konflikt um eine andere – finanziell ebenso attraktive – Immobilie in Hafennähe zu schlichten. Zwar ist nun das Bündnis für den Erhalt des Hafenkrankenhauses, das von Geschäftsleuten bis zu HafenstraßenbewohnerInnen, vom Pastor bis zur Domina reicht, schon ein kleines Wunder. Doch heute braucht es große. Julia Kossmann