Letzer Schacht der Wismut AG gesperrt

■ Öko-Institut kritisiert die Sanierung

Schlema/Berlin (dpa) – In den tiefsten Schacht Europas, das Wismut-Besucherbergwerk „Schacht 371“ Hartenstein bei Schlema, sind am Montag letztmalig Gäste eingefahren. In dem 1.092 Meter tiefen Schacht wurde von den Sowjets und der DDR Uran für russische Atombomben und AKW abgebaut – wie auch in anderen Gegenden Thüringens und Sachsens.

Der Schacht, der in Ost-West- Richtung rund sechs Kilometer lang ist, umfaßt einen Hohlraum von rund 40 Millionen Kubikmetern. Nach den jetzigen Berechnungen wird er zur Jahrtausendwende geflutet sein. Das austretende Wasser wird in die Mulde geleitet. Zuvor wird es in einer Aufbereitungsanlage von Salzen und Schwermetallen wie Arsen, Mangan und Eisen, aber auch Uran und Radium gereinigt. Der Bau der 15 bis 20 Millionen Mark teuren Anlage beginnt im Frühjahr und soll ein Jahr dauern.

Die ehemaligen Uranabbaugebiete dürfen nach Auffassung des Darmstädter Öko-Instituts nicht unter Ausschluß der Öffentlichkeit saniert werden, forderte der Wismut-Experte des Öko-Instituts, Gerhard Schmidt. Bisher gebe es keine formelle Beteiligung der Bürger an der Planung. „Die Bundesregierung als Wismut-Eigentümerin glaubt an den Mythos, daß Öffentlichkeitsbeteiligung das Verfahren verteuert und in die Länge zieht.“ In den USA gebe es ganz andere Erfahrungen. Schließlich seien, anders als bei der Planung von Autobahnen oder Atomanlagen, alle Beteiligten an der raschen Beendigung der Wismut-Sanierung interessiert.

Kritik übte Schmidt an fehlenden gesetzlichen Regelungen für die Sanierung. „Es gibt zum Beispiel keine Festlegungen, für welchen Zeitraum die Arbeiten wirksam sein sollen.“ In der Diskussion seien 200 Jahre. „Die Gefahren, beispielsweise für das Grundwasser, sind aber sehr viel längerfristiger“, warnte Schmidt. Außerdem gelten für die betroffenen Gebiete noch die schlechteren Strahlenschutzstandards der DDR.