Aids, ein lästiges Thema

■ Sozialstadträtin reagiert verärgert

Es stand im Gay-Express. Ein aidskranker Neuköllner wird von mutmaßlich türkischen Kids auf der Straße angemacht und angerempelt. Es fallen Sätze wie „Aidskranke wollen wir hier nicht“. Der Betroffene hat Angst, etwas zu unternehmen. Er befürchtet eine Eskalation. Ein Bekannter wendet sich an das Überfalltelefon. Der Fall wird öffentlich.

Das Beispiel nimmt der bündnisgrüne BVV-Abgeordnete Jürgen Röttger zum Anlaß, eine Große Anfrage an die BVV zu richten. Was unternimmt das Bezirksamt, um derartige Vorfälle zu unterbinden? Wie beurteilt das Bezirksamt die Installation eines durch die Aids-Hilfe geplanten Gesundheitsladens in Neukölln? Etwas verärgert reagiert Sozialstadträtin Stefanie Vogelsang (CDU). Schon vor einem Jahr sei das Thema Aids in der BVV diskutiert worden. Ihre Antwort fällt entsprechend lapidar aus. Die Aufgabe des Bezirksamts werde durch die Kreuzberger Aids-Beratungsstelle (von Neukölln mitgetragen) wahrgenommen. Andere Arten der Aufklärung seien nicht notwendig, da das Vorhandene ausreiche. Die Idee eines Gesundheitsladens sei zu begrüßen. Allerdings: Finanzielle Mittel könnten nicht zur Verfügung gestellt werden. Jürgen Röttger wirft dem Bezirksamt fehlendes Engagement vor. „Es mangelt nicht nur am Geld, auch am guten Willen.“

Neukölln gilt als Bezirk, in dem viele Homosexuelle und Aidskranke leben. „Wo gelten wir eigentlich nicht als Schwerpunktbezirk?“ fragt Stadträtin Vogelsang. „Wir haben die meisten Ausländer, überall haben wir die meisten.“ Tatsache ist, Überfälle auf Schwule sind an der Klappe Hermannplatz und am Körnerpark lange keine Seltenheit mehr. jr