Polizei besucht Ausländerbüro

■ Freiwillig über alltägliche Diskriminierungen informiert

Das neugegründete Büro gegen ethnische Diskriminierung bekam gestern ungewöhnlichen Besuch: 20 HauptkommissarInnen informierten sich im Rahmen einer Fortbildung über das Verhältnis zwischen Polizei und Ausländern. „Wir haben alle möglichen kleinen Teufeleien im Alltag angesprochen“, sagte Polizeihauptkommissar Uwe Besch. Thema sei z.B. gewesen, daß viele PolizistInnen mit AusländerInnen anders umgehen als mit Deutschen. „Sprache, Tonfall und Lautstärke verändern sich unwillkürlich.“ Ziel des Besuches sei es, „das Problembewußtsein bei Führungskräften zu verstärken“, betonte Hauptkommissar Wolfgang Reiche, Leiter des Seminars.

Frauen und Männer aus Afrika, der Türkei und dem Iran berichteten den BeamtInnen von ihren Schwierigkeiten im Umgang mit der Polizei. „Eine Frau gestand zum Beispiel, daß sie instinktiv die Flucht ergreift, wenn sie nachts einen Streifenwagen sieht“, sagte Hauptkommissarin Christina Kunisch. Das habe sie ziemlich überrascht und erschreckt. „Ich selbst fühle mich eher erleichtert, wenn ein Polizeiwagen in der Nähe ist.“

Hauptkommissar Besch ist sich sicher, daß der Besuch sein Verhalten verändern wird. Er kündigte an, in Zukunft strenger mit Polizisten zu verfahren, denen AusländerInnen Diskriminierung vorwerfen. „Die Kollegen erwarten oft von uns Vorgesetzten, daß wir uns einfach mit ihnen solidarisieren.“

Der Geschäftsführer des Büros gegen ethnische Diskriminierungen, Ali Fathi, wertete den Besuch als Erfolg. Er warnte jedoch davor, daß die Polizei das Gespräch als „Alibiveranstaltung“ mißbraucht und keine ernsten Konsequenzen daraus zieht. Es gehe schließlich um ein gravierendes Problem: „Mehrere Menschenrechtsorganisationen haben das Verhalten deutscher Polizisten gegenüber Ausländern kritisiert.“ Christoph Schäfer