Gäimschoo

Grade als Unternehmer auffen Printmediensektor muß ich auch beie

Konkurrenz Bescheid wissen. Denn diese TV-Leute informiern sich doch

auch bei unse Brangsche. Ob du das nu glaubst oder nicht, wer neulich

vor meine Kioskluke auftauchte, war nämlich Herr Leo Kirch persönlich! Und was man so von ihn erzählt, daß er extrem scheu und schüchtern ist, sich vor Fotografen und Journalisten versteckt und sogar in sein' eigenen Familienkreis kaum'n Wort rauskriegt, das stimmt gar nicht! Mir hat er jedenfalls unheimlich viel von sich erzählt, zun Beispiel, was für 'ne Leseratte er als Kind war. Aber sein Vater wollte, daß er inne Wirtschaft Karrjehre macht. Da ist Lesen natürlich ein Nachteil. Der Vater hat dem Lütten Leseverbot erteilt, so daß der nachts mitte Taschenlampe unter de Bettdecke seine kulturelln Bedürfnisse abdecken mußte. Da hat er sich denn auch de Augen bei verdorben, so daß er später bloß noch mit zusamm'gekniffene Lider blinzeln konnte. Also hat er tatsächlich das Lesen aufgegeben und sich nur noch auffe Fernseherei konzentriert. So hat er denn in diese Brangsche Karrjehre gemacht. In seine Privatsender hat er nu ne Gäimschoo in' Köcher, die alles, was das bis jetzt gegeben hat, unheimlich alt aussehn läßt. Naja, als denn dies „Doppelt gemoppelt“ inne Doppelmoderation von Harald und Helmut Schmidt auffe Bildschirme komm' sollte, war ich natürlich gespannt wie Lothar Mathäus sein Meniskus. Aber denn war das doch'n vollkrasser Flopp. Ich weiß nicht, wie du das Konzept findest, daß sich da Promies aus Kunst, Kultur und Politik mit ein' Doppelgänger streiten sollten und das Publikum sollte rauskriegen, wer der echte Promenente ist. Dies Konzept wurde ja ziemlich schnell langweilig. Weil natürlich jedesmal der Doppelgänger echter gewirkt hat. Bei Herr Seehofer ist das denn auch soweit gekomm', daß den sein Duhbel, ein Herr Dr. Zocci ausse Farma-Industrie, heute sogar sein' Ministerposten übernomm' hat. Gut, de Sendung wurde umgestellt, und das reformierte Konzept ist nun, daß zwei Promenente auftreten, wo einer den andern imetiern soll. Also, wie Hape Kerkeling seinerzeit de Königin Beatrix von Holland imetiert hat und Prinzgemahl Claus bei diese

Darbietung zun ersten Mal seit seine Hochzeit wieder ein Leuchten inne Augen gekriegt hat. Herr Studienrat Arnold, ein wirklich gebildeter Mensch, meint allerdings, daß auch de reformierte Sendung ein Vollflopp ist. „Wie Uwe Seeler den Herrn Blüm imitiert“, sagt er zun Beispiel, „das ist einfach nur peinlich. Gut, die Figur könnte stimmen, aber die übertriebene Mimik und Gestik! So etwas mag bei einer Bundestagsrede ankommen, aber nicht bei einem verwöhnten Fernsehpublikum!“ „Find ich auch, daß sowas unzumutbar ist“, sag ich, „und auch de Nummer, wo Herr Waigel den Maxe Schmeling mimt, ist daneben. Nur de Ähnlichkeit vonne

Augenbrauen genügt nicht.“ „Allerdings“, sagt Herr Arnold, „wie Herr Voscherau den Tagesschau-Wieben spielt, überzeugt.“ „Stimmt“, sag ich, „bloß daß Herr Wieben seine Texte mit mehr Glaubwürdigkeit abliest.“