Das Portrait
: Auf den Spuren des skruppellosen Vaters

■ Udai Hussein

Wie gefährlich das Leben in Bagdad sein kann, bekam Udai Hussein, ältester Sohn von Saddam Hussein, am Donnerstag abend zu spüren. Bei der Fahrt durch den Bagdader Villenvorort al-Mansur schossen bisher unbekannte Täter auf den Wagen des möglichen Nachfolgers des irakischen Diktators. Udai kam Berichten des Senders Jugend TV, der ihm selbst gehört, mit einer leichten Verletzung davon.

Der 32jährige gilt zwar als enger Mitarbeiter seines Vaters, hat allerdings aufgrund seiner zahlreichen Eskapaden derzeit keine entscheidende Position inne. Er ist für die Öffentlichkeitsarbeit des Regimes zuständig, steht darüber hinaus aber nur dem olympischen Komitee vor, in dessen Räumen er ein privates Gefängnis betrieb, das sein Vater auflösen ließ. Diese Eigenmächtigkeiten haben dem nach vermehrtem Einfluß strebenden Udai geschadet. Sein Vater betraut lieber dessen jüngeren Bruder Quasi mit den zentralen Aufgaben, wie der Kontrolle der Sicherheitsorgane.

Im Herbst letzten Jahres hatte der für unberechenbare Zornesausbrüche bekannte Mann seinen Onkel Watban mit einer MP-Salve schwer verletzt und damit eine Familienkrise ausgelöst. Seine beiden Schwäger, Hussein Kamil und Saddam Kamil, entschlossen sich daraufhin zusammen mit ihren Frauen nach Jordanien zu fliehen: Ihnen war der Boden in Bagdad zu heiß geworden. Hussein Kamil war wiederholt mit Udai aneinandergeraten – zuletzt nach der Besetzung Kuwaits. Beide verkauften im großen Stil im Emirat beschlagnahmte Luxuskarossen und verscherbelten diese auf eigene Rechnung. Hussein Kamil verdarb jedoch dem geldgierigen Udai die Preise, weshalb er allen Grund hatte ihn zu fürchten. Das bewahrheitete sich dann auch als die beiden aus dem jordanischen Exil nach Bagdad zurückkehrten. Nach der Scheidung von ihren Frauen wurden sie ein Opfer der Blutrache – angeblich vollzogen von Udai.

Unter der irakischen Bevölkerung ist Udai noch unbeliebter als sein Vater. Bereits 1992 wurde er auf der Fahrt zu seinem außerhalb von Bagdad liegenden Anwesen in den Arm geschossen. Zudem fielen mindestens zwei seiner Doppelgänger Attentaten zum Opfer: Der eine geriet in die Hände aufständischer Schiiten, der andere wurde an Stelle Udais wegen der Vergewaltigung einer Studentin umgebracht. Knut Henkel