Hilfe in da Haus

■ Im Künstlerhaus Essener Straße groovt der Widerstand solidarisch

Im fernen Langenhorn, wo der Blick der Kulturpolitik und -medien nie lange verweilt, kämpft eine Künstlerkolonie ums Überleben. Auf dem riesigen Gelände einer ehemaligen Munitionsfabrik – gegen die Luftangriffe im 2. Weltkrieg gut als Vorort-Dorf mit Reetdachhäusern getarnt – hat sich vor einigen Monaten ein Künstlerhaus in einem leerstehenden Fabrikbau gegründet. Doch die Besitzer, das Immobilien-Konsortium IVG, wollen jetzt trotz denkmalpflegerischer Ansprüche das Gebäude entkernen und in wirtschaftliche Größen einteilen. Das wäre das Ende des Künstlerhauses an der Essener Straße, aber mit Unterstützung durch die Grünen, das Denkmalschutzamt, die Menschen aus dem Stadtteil und die diversen in Nöten stehenden Jugendgruppen hoffen die Künstler, politisch noch etwas bewegen zu können.

Um auf die Problematik aufmerksam zu machen, veranstaltete das Stadtteil-Kultur-Zentrum SIT am Samstag eine Solidaritätsparty. Diverse DJ-Teams (u. a.: Sauber & Diskret, Umo in the Place) arbeiteten an der Rettung des Hauses mit den friedfertigen Mitteln der Oral History. Hier sind Begriffe wie „multikulturell“ und „sinnstiftende Jugend- und Bildungsarbeit“ Notwendigkeiten und keine leeren Worthülsen.

Besonders die live performten Beiträge von Digy Daiz, einer Lust auf Mehr machenden HipHop-Jazz-Formation aus Hamburg und Zaire, bestätigten die Annahme, daß in der Essener Straße künstlerisches, soziales und intellektuelles Arbeiten generationenübergreifend möglich ist.

Die in gelungener Alltäglichkeit durchgesungene Nacht verlangsamte Zeit und Bewußtsein an der richtigen Stelle. Erst gegen Morgen verließen die meisten der immerhin circa 400 Gäste den Platz und hatten neben Graffiti-Kunst, Gesprächen über sinnstiftende Maßnahmen und schamanische Rituale das Haus geheilt und das Feld neu bestellt.

The Kids are allright ...

Gunnar F. Gerlach