Affenniere für Menschen nur nach Quarantäne

■ Mit der Verpflanzung von Tierorganen in Menschen können bisher unbekannte Infektionskrankheiten entstehen. Richtlinien sollen in den USA die Gefahr mindern

Nach zweijähriger Debatte hat die US-Gesundheitsbehörde Food and Drug Administration (FDA) einen Entwurf für Richtlinien zur Übertragung von Tierorganen und -zellen auf Menschen vorgelegt. Vorgesehen ist unter anderem, daß künftig nur Organe von speziell gehaltenen Tieren verwendet werden sollen. Die Tiere müssen über einen längeren Zeitraum medizinisch überprüft sein und die letzten Wochen vor der Organ- oder Gewebeentnahme in Quarantäne verbracht haben. Darüber hinaus sieht der Entwurf vor, daß die Empfänger von tierischen Organen bis an ihr Lebensende regelmäßig auf Krankheitserreger überwacht werden müssen.

Mit diesen Vorsorgemaßnahmen wollen die amerikanischen Gesundheitsbehörden die Ausbreitung von neuen Infektionskeimen verhindern. Mehr als 50 Genehmigungsanträge für die Verpflanzung fremder Organe liegen der FDA zur Zeit vor. Voraussichtlich im Frühjahr nächsten Jahres werden die Richtlinien endgültig in Kraft treten. Die USA wären damit das erste Land, das Vorgaben für die Xenotransplantation (xenos = fremd) verabschiedet.

Mehrere Produkte tierischen Ursprungs werden in den USA bereits in Kliniken getestet: Hirnzellen vom Schwein zur Behandlung von Parkinson-Patienten, Inselzellen aus der Bauchspeicheldrüse von Schweinen, die bei Diabetikern die Insulinproduktion übernehmen sollen, sowie Schweineleber zur Überbrückung von Wartezeiten, bis ein passendes menschliches Spenderorgan zur Verfügung steht. Am spektakulärsten war jedoch die Übertragung von Immunzellen aus dem Knochenmark eines Pavians auf den Aidspatienten Jeff Getty im vergangenen Jahr.

Eigentlich ist die experimentelle Verpflanzung tierischer Organe nicht neu. Schon 1964 wurden Pavian- und Schimpansennieren auf Menschen übertragen. Zwanzig Jahre später schlug für kurze Zeit erstmals ein Pavianherz in dem kalifornischen Baby Fae. Aus ethischen Gründen waren auch seinerzeit die Menschenexperimente umstritten, doch erst die Übertragung der Pavianzellen auf Jeff Getty löste ein heftige Debatte über die Gefahren aus. Die Aidspandemie und die Entdeckung von neuen Infektionskrankheiten bei Tieren, die auch für Menschen tödlich sein können – der Rinderwahnsinn BSE und das Ebolavirus beispielsweise –, machten die Gefahren deutlich. So wird vor allem befürchtet, daß die Spendertiere mit bisher noch unbekannten Krankheitskeimen infiziert sind, die beim Tier selbst keine Krankheitssymptome auslösen, für den Menschen aber tödlich und hochinfektiös sein können. Retroviren beispielsweise, die unerkannt im Tiergenom versteckt sind und mit den Organen übertragen werden, könnten im menschlichen Körper aktiviert werden und sich mit der Zeit dem neuen Wirtsorganismus anpassen. Gänzlich neue, bisher unbekannte Krankheitserreger könnten so überhaupt erst entstehen. Wolfgang Löhr