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: Korrekter Aufrüttel-Krimi

„Tatort: Perfect mind – Im Labyrinth“, So., 20.15 Uhr, ARD

Also, das Ende war prima. Hatte man sich gerade noch mit den Kriminalen Batic und Laitmayr über den nach hartem Kampf ausgetrockneten Sektensumpf gefreut, hockte in der Schlußeinstellung der Oberguru Haak im Kontrollraum vor einem Monitor und hatte schon wieder alles im Griff. Aber eigentlich war klar, daß an diesem Sonntag abend Gesetz und Ordnung nicht den Sieg davontragen würden. Schließlich hatten die Gebrüder Fromm (Christoph: Buch; Friedemann: Regie) hier, nur notdürftig verschleiert, die bösen Scientologen ins Visier genommen. Und diesem zur Weltmacht drängenden Haufen durch zwei bajuwarische Ermittler eine herbe Schlappe beibringen zu lassen wäre einer gänzlich unangebrachten Volksberuhigung gleichgekommen.

So wurden wir mal wieder Zeugen eines weiteren Lehrstücks aus dem Genre des in jeder Hinsicht korrekten Aufrüttel-Krimis, bei dem der aufklärerische Gedanke allzudeutlich über den Unterhaltungswert triumphierte. Von einem dicken Kind am Polizeicomputer einmal abgesehen (Landau? haha), gab's da aber auch gar nichts zu lachen, und selbst die Herren Batic und Laitmayr hielten sich mit ihren sonst so kurzweiligen Neckereien diesmal auffallend zurück. Dafür wurde dann viel Alarmierendes gereicht: „Die sind voll durchorganisiert und verfügen über modernste Kommunikationsmittel.“ Schluck.

Gewiß, da gab es hier und da durchaus ein paar pfiffige Ideen. Daß die Sekte unter anderem auch Vorabendserien als Trojanisches Pferde benutzte, um der Nation ihr krauses Gedankengut unterzujubeln, kam durchaus plausibel. Immer wenn ich mal bei „Gute Zeiten...“ reinzappe, kommt mir das auch vor, als sei's nicht ganz von dieser Welt. Und die famose Darstellerriege (neben Wachtveitl und Nemec diesmal Ulrich Tukur, Natalia Wörner und Jürgen Hentsch) half über manchen Spannungshänger hinweg.

Dafür lappten die zentralen Sequenzen, in denen den Sektenjüngern das Hirn gewaschen wurde, wieder arg ins Groteske. Aber da am Freitag bei „Willemsen“ eine veritable Sektenbeauftragte erzählte, daß es bei Scientology durchaus so abgehe wie in diesem „Tatort“, wollen wir den ganzen Psychoquark mal glauben. Doch daß Sektenmenschen anders knutschen als Normalsterbliche („Als er mich zum letztenmal geküßt hat, fühlten sich seine Lippen an wie Eis: kühl und klar“) – also, das glaub' ich nicht. Reinhard Lüke