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: Niemals Christiane F.

„Maja“, Mo., 19.25 Uhr, ZDF

Der Pressefotograf David ist „gut im Bett, aber ein lausiger Vater“, sagt Ehefrau Hilda und nimmt mit Sohn Tom reißaus – auf die harte Tour. Im Zuge des Scheiterns einer neuen Liebesgeschichte mit einer Junkiebraut wird David schließlich mit der Frage konfrontiert: Was ist ein Vater in einer „vaterlosen Gesellschaft“?

Volker Maria Arend gibt in seinem außergewöhnlichen TV- Film „Maja“ eine einfache, aber keineswegs simple Antwort. David verpflichtet sich gegenüber seinem Sohn Tom, Versprechungen einzuhalten, und kommt dadurch in eine dramatische Situation, in der er einen unendlich großen Verzicht leisten muß. Nach einem halben Jahr Funkstille meldet sich die inzwischen cleane Junkiebraut Maja vom Flughafen und offeriert das große Glück. Doch David hat seinem Sohn Tom versprochen, mit zum Kindergeburtstag zu gehen...

Die Zusammenfassung hört sich notgedrungen kitschig an, doch mit einer unglaublichen Fülle liebevoller und präziser Detailbeobachtungen setzt Arend die vielschichtige Dramaturgie in Gang. Autoverdeck, Funktelefon und Motor: David verläßt sich anfangs auf die Technik und ist verlassen – ein Umstand, der nie groß herausgehängt wird, sondern durch spielerische Wiederholungen nebenher eingeführt.

Davids großer Job ist es, Maja beim Entzug für ein Käseblatt abzulichten. Als Fotograf bleibt er so lange außen vor, bis er als Fotografierender plötzlich im Bild erscheint, einer der magischen Momente des Films. Die heikle Entzugsgeschichte driftet keine Sekunde in Richtung „Christiane F.“ ab, denn Arend versteht es, ausgezeichnete Dialoge zu schreiben. Die Worte zwischen David und Maja zirkulieren wie rituelle Tauschobjekte und setzen einen stets glaubwürdigen Prozeß in Gang, dem der Film mit tiefer Menschlichkeit folgt, ohne daß die Dramaturgie dabei auch nur ein einziges Mal absackt. Das liegt wohl auch daran, daß der Film in den Nebensträngen Facetten seines Generalthemas schlüssig und vor allem mit filmischen Mitteln variiert: Was ist ein Vater?

Die bis in die Nebenrollen gute Besetzung, allen voran Steffen Wink als David, macht „Maja“ am Ende zu einem kleinen Meisterwerk. Das beste: Der Film ist komisch – ohne eine Komödie zu sein. Manfred Riepe