Lokalkoloratur

Er könne die Strapazen nicht mehr auf sich nehmen, entschuldigte Claude Lévi-Strauss sein heutiges Fernbleiben vom Festakt ihm zu Ehren. So muß die Verleihung des Hamburger Warburg-Preises an den großen französischen Ethnologen und Philosophen in effigie erfolgen – was schade ist, denn sicherlich hätten viele den charismatischen, 88jährigen Erfinder des „Wilden Denkens“ gerne noch einmal in Person erlebt. Schon Buchtitel wie „Traurige Tropen“, „Das Rohe und das Gekochte“ oder „Die eifersüchtige Töpferin“ zeugen von Lévi-Strauss' eigenwilliger und assoziationsgeübter Wissenschaft, die aus der Beschäftigung mit amerikanischen Indianern und ihren Mythen erwuchs. Und auch die Lektüre seiner Werke belegt in allen Tiefendimensionen, daß es kaum einen würdigeren Preisträger in Warburgs Namen geben kann. tlb