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Kampf für die Würde der Indigenas

■ Durch den Aufbau einer Volksfrontbewegung wollte Tupac Amaru die neue sozialistische Gesellschaft schaffen

Still geworden war es in den letzten Jahren um das Movimiento Revolucionario Tupac Amaru (MRTA). Die Guerillaorganisation, die zumeist im Schatten des Leuchtenden Pfads stand, galt mit der Verhaftung ihres Anführers Victor Polay im Juni 1992 endgültig als zerschlagen. Damit brüstete sich Präsident Alberto Fujimori oft und gern. Unter seiner Regierung sei den beiden Guerillaorganisationen, die Peru in den letzten zehn Jahren destabilisiert hatten, der Schneid abgekauft worden. Doch jetzt hat sich die nach einem den spanischen Besetzern trotzenden Inka-Häuptling benannte Gruppe zurückgemeldet.

Die Guerillaorganisation ging 1984 aus zwei Organisationen der radikalen Linken, der MTA und der MIR-IV, hervor und führte alsbald erste bewaffnete Aktionen im zentralen Hochland Perus durch. Ziel von Tupac Amaru war die Schaffung einer breiten Volksfrontbewegung, auf deren Basis sich eine neue sozialistische Gesellschaft bilden sollte. Dabei nahm die Alphabetisierung und darauf aufbauend die politische Schulung der Landbevölkerung, meist Indigenas, einen zentralen Platz ein. Für sie forderte die Guerilla die Verbesserung ihrer unwürdigen Lebensbedingungen und mehr Chancengleichheit.

Über die Gründung von Basisorganisationen in der Landbevölkerung, aber auch über den Dialog mit Parteien und Gewerkschaften versuchte die Guerilla, ihren gesellschaftlichen Einfluß zu erweitern und den Reformdruck auf die Regierung zu erhöhen. Bewaffnete Aktionen wie die Entführung des peruanischen Medienzars Hector Delgado Parker im Oktober 1989 oder die Besetzung von Radiosendern kamen hinzu. Delgado wurde erst freigelassen, nachdem in den Armenvierteln Limas umsonst Lebensmittel in großem Umfang verteilt wurden. Damit hoffte die MRTA Sympathien in der Bevölkerung zu sammeln.

Dieser auf Gerechtigkeit pochende Ansatz unterscheidet sich grundsätzlich von der Strategie des mit ihr konkurrierenden Leuchtenden Pfads, der sich nicht scheute, seinen rigorosen Alleinvertretungsanspruch auch mit Waffengewalt durchzusetzen. Demzufolge betrachtete der Leuchtende Pfad die MRTA auch als Bestandteil der sogenannten Konterrevolution, die sie bekämpfte. An eine Respektierung der Menschenrechte fühlte sich der Leuchtende Pfad im Gegensatz zu Tupac Amaru, die sich offiziell zu den Genfer Konventionen bekannte, nicht gebunden.

Die Offenheit der MRTA nach außen, ihre Versuche, sich als gerechte, nahezu humanistische Guerilla zu verkaufen, haben es Armee und Polizei leichter gemacht, sie zu verfolgen. Bereits im April 1990 verlor sie eine ihrer wichtigsten Kampfeinheiten, die sich nach heftigen Gefechten dem Militär ergab und unverzüglich hingerichtet wurde. Daraufhin radikalisierte sich auch der Kampf der MRTA, der in den folgenden Jahren erste Menschenrechtsverletzungen nachgewiesen wurden. Die Guerilla hatte sich mehr und mehr der rigorosen Antiterrorpraktiken des peruanischen Militärs angepaßt. Von Hinrichtungen in den eigenen Reihen wie auch von Angriffen auf die Zivilbevölkerung ist in Berichten von amnesty international zu lesen. Knut Henkel

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