Guerilleros und Geiseln wohlauf – Deutscher frei

■ Geiselnehmer und peruanische Regierung haben Verhandlungen aufgenommen

Lima (AP) – Nach der Freilassung des deutschen Botschafters und drei weiterer Diplomaten durch die Geiselnehmer in Lima war die Lage in der besetzten Residenz des japanischen Botschafters gestern bis Redaktionsschluß relativ ruhig. Den Geiseln gehe es den Umständen entsprechend gut, sagte der Arzt Marc Cortal, der im Auftrag des Roten Kreuzes Medikamente und Lebensmittel in das Gebäude brachte.

Unterdessen begannen Verhandlungen mit den Besetzern. Der kanadische Botschafter Anthony Vincent und der peruanische Diplomat Armando Lecaros, zwei der freigelassenen Diplomaten, kehrten mit einem Vertreter des Roten Kreuzes in das besetzte Gebäude zurück und nahmen die Verhandlungen mit den Guerilleros der „Revolutionären Bewegung Tupac Amaru“ (MRTA) auf. Nach halbstündigen Beratungen verließen die Vermittler das Gebäude wieder. Die Gespräche sollten im Verlauf des Tages fortgesetzt werden, erklärte Vincent.

Bundesaußenminister Klaus Kinkel äußerte in einem Telegramm an den peruanischen Präsidenten Alberto Fujimori seine Besorgnis über die Ereignisse. Er appellierte an Fujimori, alles für die Sicherheit der Geiseln zu tun.

Fujimori selbst hat sich bislang nicht zu den Ereignissen geäußert. Die Geiselkrise hat in der peruanischen Öffentlichkeit, die das Problem des Terrorismus bereits überwunden glaubte, einen Schock ausgelöst und das Vertrauen in die Regierung erschüttert. Besonders heftige Auswirkungen zeigte die Besetzungsaffäre auf den Aktienmarkt des südamerikanischen Landes. Der allgemeine Aktienindex fiel um 3,5 Prozent, der Handel mit Standardwerten erlebte sogar einen Einbruch von 4,5 Prozent.