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: Der Hirte und die Flunder

Und der Flunder geht's auch schon ganz schlecht. Die Männchen des beliebten Speisefischs leiden in den giftverseuchten britischen Flüssen an geschlechtlichem Identitätsverlust. Die Chemikalien wirken wie Östrogene. Da wird der härteste Flunder-Macho weichgespült. 94 Prozent Verweiblichung, notierten Forscher der Universität Newcastle in der besonders versauten Mündung des Tyne-River, Leberschäden inklusive. „Ich würde sie nicht unbedingt verspeisen“, warnt Plattfisch- Expertin Christina Lye vor kulinarischen Preziosen wie marinierte Flunderröllchen im Dialog mit Zanderpastete.

Ob der Alarm für den britischen Pfarrer Godfrey Wallace (64), elf Jahre Oberhirte im Seebad Bournemouth, zu spät kam? Godfrey nennt sich jetzt Georgina, trägt Frauenkleider, hochhackige Schuhe, eine Perücke und ein ansehnliches Dekolleté. Und er ist der erste überlieferte Pfarrer im Empire, der partout Pfarrerin werden will. Seinem Schöpfer, der ihn in die falsche Hülle gesteckt hat, ist Georgina trotzdem nicht böse: „Jetzt fühle ich mich Gott hundertmal näher“, bekennt die Geistliche. Statt einer Überdosis freitäglicher Tyne-Flunder hat sie indes gezielt weibliche Hormone gefuttert.

Das Wunder von Bournemouth erschüttert die „unvorbereitete“ (Guardian) anglikanische Kirche in ihren Grundfesten. Immerhin: Der Bischof von Winchester, Michael Scott-Joynt, sieht keinen Grund für Scham in „Georginas Handeln“. Allerdings ist Frau Pfarrer noch mit ihrer 68jährigen Ehefrau Gill verheiratet. Das wirft in der Kirche „ernste theologische und juristische Fragen auf“ (epd).

Wir müssen einstweilen mit dem Schlimmsten rechnen, zumal die Bischöfe angedroht haben, mit dem Thema „sexuelle Identität“ in Klausur zu gehen. Unbestätigten Gerüchten zufolge wollen sie sich unweit der Tyne-Mündung in einem abgelegenen Inselkloster treffen. Das karge Mittagessen steht schon fest: „Fried flounder with peas and chips“. Gesegnete Mahlzeit! Manfred Kriener/Thomas Worm