P-Funk before Xmas

■ Ein ungewöhnlich kurzes Konzert von George Clinton verwirrte die Gläubigen

Die Herren von den P-Funk All Stars sind in dem Alter, in dem Männer wissen, was sie wollen. Und am Sonntag abend, da wollten sie nach Hause. So einfach war das und so schlicht die Konsequenz: Weil sie früh los wollten aus der Großen Freiheit, um noch in der Nacht bis nach London zu fahren, haben sie eben früher zu spielen begonnen. Der Gast, der in der Nacht nicht mehr nach London wollte, wurde beim Eintritt in den Club bereits mitten im Groove empfangen. „Weee love to funk!“, schallte es von der Bühne, „we love to funkkk!!“

Mit dieser Songline ist mitnichten alles, aber doch das Wesentliche über George Clinton und die P-Funk All Stars gesagt: Sie spielen Funk, und sie lieben es. Kein Mensch, der Clinton je live gesehen hat, wird daran zweifeln. Mit seinem weißen, wallenden Gewand, weißem Bart und einem weisen, sphärischen Grinsen stand der Altmeister wie der Weihnachtsmann persönlich auf der Bühne und freute sich über seine zahlreich erschienenen Schäfchen. „Let me take you“, raunte er verheißungsvoll in gebetsmühlenartigem Singsang, und sein Wort ward Tat: Das P-Funk-Universum wurde spontan um mindestens tausend Seelen erweitert. Keine Hüfte blieb steif, kaum eine „motherfuckin' hand“ wurde nicht dem Himmel entgegengeschleudert. Dort stand Dr. Funkenstein, eine Ikone, ganz nah bei Sun Ra und Frank Zappa, aber lebendig.

Als Musical Director gab er die Einsätze für seine zwölfköpfige Apostelband, die sich hörbar auf Wolke 17 befand. Kein Song dauerte kürzer als 15 Minuten, wobei Musiker kamen und gingen und das Gesangsmikro entspannt wie einen Joint weiterreichten. Groovend spielten sie sich von den Siebzigern in die Neunziger und wieder zurück und aufs schönste alles durcheinander: Funkadelia, Funkadelic, Funk-Hop. Frei nach ihrem Motto „Free your mind, the ass will follow“, wobei dieser dann vorausging: Um Punkt 22.30 Uhr von der Bühne. „Das Problem ist“, erklärte der Manager, „wenn wir jetzt nicht gehen, sind wir Weihnachten nicht zuhause.“ Funk-Götter sind eben auch nur Menschen. In diesem Sinne: Merry X-Mas!

Christiane Kühl