■ Mit Moruroa auf du und du
: Verwilderndes Eiland

Moruroa (AFP) – Der weltweite Protest gegen französischen Atomversuche brachten das Moruroa-Atoll im Südpazifik in die Schlagzeilen. Angesichts der heftigen internationalen Kritik ließ Frankreichs Präsident Jacques Chirac die letzte Atomtestserie Ende Januar nach fünf Versuchen etwas früher beenden. Seither ist das ausgediente Eiland der Verwilderung preisgegeben: Pflanzen überwuchern die nicht mehr gewarteten Straßen, Bungalows und Lagerhallen verrotten in der feuchten Salzluft.

Letzten Sommer begann die Demontage. Der 130 Millionen Franc (40 Millionen Mark) teure Abbruch der Atomtestanlagen auf dem zu Französisch- Polynesien gehörenden Moruroa und dem Nachbaratoll Fangataufa soll bis Sommer 1998 abgeschlossen sein. Dann sollen nur noch rund 30 Fremdenlegionäre für die Überwachung der Strahlenkontrolle auf Moruroa stationiert sein.

Monat für Monat werden tausend Tonnen Material fortgeschafft, das meiste wird verkauft oder verschenkt. Dazu gehören Großkücheneinrichtungen, Fahrzeuge, Bohranlagen und Eisen. Ein Katalog mit dem gesamten Angebot soll Mitte Januar vorliegen.

Trotz der internationalen Isolation, die die letzte Testreihe mit sich brachte, empfindet der Leiter des Zentrums für Atomexperimente, General Michel Boileau, immer noch Stolz: „Frankreich ist hier ziemlich Außerordentliches für seine Sicherheit gelungen.“ Zwischen 1965 und 1996 zündeten die Franzosen auf den beiden Atollen insgesamt 193 Atomsprengsätze, zunächst in der Atmosphäre und dann unterirdisch.

Was mit den beiden stillgelegten Atomtestatollen auf längere Sicht geschieht, wird weitgehend vom Gutachten der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) abhängen, das Ende 1997 vorliegen soll. Anfängliche Pläne, aus Moruroa und Fangataufa ein Ferienparadies zu machen, sind längst zu den Akten gelegt. Offiziell wurde das in Paris mit allzu hohen Investitionskosten begründet. Eine Rolle dürfte aber auch die Überlegung gespielt haben, daß die rund 140 Bohrschächte im Basaltsockel der beiden Atolle, in denen in 800 bis 1.000 Meter Tiefe Atomabfälle lagern, sicherlich keine Touristenattraktion gewesen wären.