Soundcheck

Heute abend: 1987 trafen sich 1000 Hamburger Sixties-Revivalisten in der Fabrik, um Stomach Mouth, Sick Rose und die Vietnam Veterans zu feiern. An einem letzten Abend gab es sie noch mal zu sehen: smarte Leute, die durch ihre Schnelligkeit und ihren Geschmack auffielen, und solche, die die sechziger Jahre als Explosion und Theorie-Völlerei begriffen. Rickenbacker-Gitarristen ohne Rockgott-Allüren sowie Jungen und Mädchen, die begriffen und sich zur Vereinnahmung bereit zeigten.

Im selben Jahr veröffentlichte die beliebte Hamburger Chocolate Factory ihr erstes und letztes Album. Die Mitglieder der Gruppe gründeten zwei neue Bands: die Robespierres und Daisy Chain. Die Robespierres bereiten sich soeben auf die Aufnahmen für ihre zweite LP vor. Daisy Chain gehören seit '87 zu der schrumpfenden Fraktion manisch einfallsreicher und pop-verliebter Mods, die es auch ohne Plattenvertrag nicht lassen wollten.

In der Kaifu-Lodge, einem beliebten Austragungsort für die rasanten Tanzveranstaltungen mit dem Titel „Soul-Allnighter“, tritt Daisy Chain heute zum letzten Mal auf. Großfreunde der Band halten die Laudatio, und ein Orgelmann vor der Eingangstür der Lodge spielt eine saumselige Fassung von „My Generation“. Der Gitarrist Tom Budnewski spricht zwischen den Sets der Bands noch zum Thema „Die sechziger Jahre – ein fröhliches Dogma“. Wenn es nicht zu sentimental wird, könnte es schön und großartig werden.

Kristof Schreuf

Heute, 21 Uhr, Kaifu-Lodge