Alles zum Endlagern nach Morsleben

AnwohnerInnen wehren sich gegen Einfahren der Reste von westlichen Atomkraftwerken in den Ost-Salzstock. Wohin sollen die stark strahlenden Teile des AKW Würgassen?  ■ Aus Hannover Jürgen Voges

In der Nachbarschaft des Endlagers Morsleben regt sich Widerstand gegen die Einlagerung von AKW-Schrott in die noch von der DDR errichtete Atommüllkippe. Die Grünen des niedersächsischen Landkreises Helmstedt, das vom sachsen-anhaltinischen Morsleben nur wenige Kilometer entfernt ist, befürchten, daß „radioaktiver Abrißschrott aus dem stillgelegten AKW Würgassen“ in größeren Mengen in dem ehemaligen DDR- Endlager deponiert werden soll.

Kritik hat der Helmstedter Grünen-Kreisvorstand am nordrhein- westfälischen Wirtschaftsministerium geübt, das für die Genehmigung des Abrisses des AKW Würgassen zuständig ist. Die Grünen in der Nachbarschaft des Endlagers verlangen auch für den Abriß des 1995 stillgelegten AKW ein öffentliches Genehmigungsverfahren, „bei dem die betroffenen Bürger im Umkreis des AKW, an den Transportstrecken des radioaktiven Abrißschrotts und die Anwohner des in Aussicht genommenen Endlagers Morsleben“ Einwendungen vorbringen können.

In den nächsten Jahren solle Müll aus dem Abriß von insgesamt 17 Atomanlagen nach Morsleben gebracht werden, erklärte der Sprecher der Helmstedter Bündnisgrünen, Karl-Heinz Schmidt. Dabei spiele das vom rot-grün regierten Nordrhein-Westfalen geführte Genehmigungsverfahren zum Abriß des AKW Würgassen eine unrühmliche Vorreiterrolle, da es ohne öffentliche Auslegung der entsprechenden Planunterlagen und ohne einen Erörterungstermin durchgeführt werde.

Ein Sprecher der PreussenElektra bestätigte gestern in Hannover, daß der beim Abriß im Würgassen anfallende radioaktive Müll nach Morsleben gebracht wird. Bei diesen Abfällen handele es sich allerdings nur um schwach radioaktive Betriebsabfälle, wie von anderen Kraftwerksstandorten aus auch in das sachsen-anhaltinische Endlager gebracht würden, sagte der Unternehmenssprecher.

Der Abriß des Reaktors in Würgassen sei in insgesamt fünf Genehmigungsschritten vorgesehen. Bisher werde vor allem das Maschinenhaus demontiert. In welches Endlager die hoch radioaktiven Anlagenteile gebracht werden sollten, sei noch nicht entschieden. Die Genehmigung für den Abriß dieser Anlagenteile sei auch noch nicht beantragt worden. Möglicherweise würde der hoch radioaktive Müll zunächst zwischengelagert.

Nach Aussage des Bundesamtes für Strahlenschutz, das das Endlager Morsleben überwacht, kann schwach aktiver Müll aus dem Abriß von Würgassen solange in das ehemalige DDR-Endlager gebracht werden, wie dieser den dortigen Einlagerungsbedingungen entspricht.