Auf der Flucht

■ Santa Fu: Noch keine Spur von Ausbrecher aus dem Fuhlsbüttler Knast

Der während eines Ausganges untergetauchte Häftling der Hamburger Justizvollzugsanstalt II in Fuhlsbüttel ist weiter auf der Flucht. Der 40jährige war am Sonnabend von einem eintägigen Ausgang nicht zurückgekehrt (taz berichtete). 1980 war er wegen der Ermordung seiner Freundin zu einer lebenslangen Haft verurteilt worden.

Im Februar 1990 hatte er sich schon einmal während einer „gelockerten Ausführung“ abgesetzt und war nach Frankreich geflüchtet. Dort lebte er fast fünf Jahre lang und lernte seine spätere Ehefrau kennen. Im Dezember 1994 wurde er wieder festgenommen und nach Hamburg zurückgebracht.

Bereits am 16. Dezember 1996 soll ein anonymer Anrufer die Gefängnisleitung von „Santa Fu“ auf angebliche Fluchtpläne des 40jährigen aufmerksam gemacht haben. Eine Überprüfung habe jedoch „keine weiteren Anhaltspunkte“ dafür ergeben, weitere Ausgänge wurden deshalb erlaubt.

Zuletzt waren im Oktober 1994 die beiden Schwerverbrecher Raynond Albert und Gerhard Polak aus „Santa Fu“ entkommen. Die beiden Gangster hatten auf ihrer mehrwöchigen Flucht eine Bank überfallen und mehrere Menschen als Geiseln genommen, bevor sie in Hessen gestellt wurden.

Für Schlagzeilen hatte auch im Januar 1994 die Ermordung des Häftlings Dieter Janik in seiner Zelle sowie 1993 die Verurteilung des ehemaligen Anstaltsleiters von „Santa Fu“, Wolfgang Sarodnick, gesorgt. Der Psychologe war wegen Strafvereitelung zu einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, weil er Vergewaltigungen und sexuelle Belästigungen von Vollzugsmitarbeiterinnen durch einen Häftling nicht angezeigt hatte.

Die Justizvollzugsanstalt in Fuhlsbüttel gilt als eines der liberalsten Gefängnisse in der Bundesrepublik. Mehrfach hatten Gefangene gegen die strikten Vollzugsbedingungen gemeutert und waren auf das Dach des Gebäudes geklettert. Danach wurde der Strafvollzug in dem mehr als hundert Jahre alten Backsteingebäude liberalisiert. dpa