Index on Censorship

In einer zweiten Lieferung – die erste erschien am 27. November 1996 in der taz – stellt Index on Censorship heute zwei weitere literarische Texte vor. Sie stammen von Schriftstellern, die in ihren Heimatländern Kuba und Iran nicht publizieren konnten bzw. können.

Reinaldo Arenas schrieb seine Erzählung „Der Verräter“ bereits 1974, also lange vor dem Ende der Sowjetunion. Darin prophezeit er bereits die Verwirrung der einfachen Schwarzweißbilder aus der Vergangenheit, wie sie in Rußland dann tatsächlich erfolgte – und in Kuba noch bevorsteht.

Unter dem Pseudonym M.T. Sharif schreibt ein iranischer Schriftsteller, der heute in den USA lebt. Auch er erzählt, ähnlich wie Arenas, von einem Menschen, dessen Biographie durch eine Revolution grotesk und tragisch erfaßt und bestimmt wird. Beide Autoren tun das, wofür in schwierigen Zeiten nur die Literatur noch einstehen kann: Sie zeichnen die zunächst kleinen, sich dann aber ins Gigantische steigernden Ungeheuerlichkeiten nach, denen das Individuum – und schließlich die ganze Kultur eines Landes – aufgrund einer totalitären Ideologie ausgesetzt ist.

1997 feiert Index on Censorship 25jähriges Bestehen. In London und New York werden aus diesem Anlaß Lesungen veranstaltet und Anthologien erscheinen. Und: Im Mai jährt sich die monatliche Auswahl für die taz zum neunten Mal.

Mit guten Neujahrswünschen aus London Uta Ruge