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: Comeback der Joghurette

„Blitz“ – das neue Boulevardmagazin, werktags 18 Uhr, Sat.1

Entwarnung für alle Joghurette-Girls. Die Werbespots zwischen Centre Court und Umkleidekabine müssen nicht zwangsläufig schon die Endstation der Fernsehkarriere sein. Wer wie die Blitz-Moderatorin Monica Lierhaus das richtige Maskottchen im Rücken hat, kann es mitunter direkt in die Primetime zu Sat.1 schaffen: Nachdem sich Fred Kogel jahrelang auf RTL angesehen hat, wie den Zuschauern noch vor dem Abendbrot erfolgreich die Tränenkanäle durchgespült werden, hat er sich nun doch noch entschieden, den Quotenhit „explosiv“ zu kopieren.

„Sex auf Rezept? Wir wüßten's zuerst“, hatte die Werbung für „Blitz“ zuvor listig getönt, verifizieren läßt sich das wohl nie – glauben mag man es ohnehin nicht, denn selten dürfte eine Fernseh-Bild mit ähnlich recherchefreien Themen gestartet sein: Daß die Steuerfahndung bei Boris Beckers Vater in der Couch gewühlt hat, war schon länger bekannt, und die aus dem verschneiten Wald gerettete Anja hätte man auch unter Pleiten, Pech und Pannen abhaken können. Nichts Neues also, bis auf das Maß an Dreistigkeit, mit der eine stinknormale Suchaktion der Bergwacht zum Wunder von Filzmoos hochgepusht wurde. Denn um halberfrorene Menschen beim Auftauen zu filmen, braucht man derzeit schließlich nur zu Karstadt um die Ecke gehen, wo die Obdachlosen gleich reihenweise erstarren.

Am anderen Ende des Thermometers wartete noch die kleine Jennifer, der ein recht unfähiger Augenarzt das halbe Gesicht verbrannt hat und die seither in der Klasse als Scareface gehandelt wird. Sicher eine traurige Geschichte, noch trauriger aber war, daß „Blitz“ diese schwer zu steigernde Tragödie mit einem Mitleid heischenden Flüster-Kommentar unterlegte, der permanent irgend etwas von mutigem Mädchen und bösen Ärzten heuchelte.

Im Stil einer Mogelpackung gings weiter: Die Rubrik nackt & prominent entpuppte sich als schnellgeschnittenes Potpourri aus alten „Baywatch“-Bildern und sabbernden Rüttelreimen, und in der Gesundheitsecke lauerte fieserweise Christine Kaufmann, die uns die kritsiche Phase ihrer Wechseljahre als nachahmenswerten Esoteriktrip verkaufen will und im Englischen Garten fleißig Yoga übt.

Schön, daß angesichts dieser doch eher zeit- und geistlosen Themenmischung wenigstens die Moderatorin Monica Lierhaus Entspannung bot. Unaufdringlich las sie die im Betroffenheitsrausch verfaßten Anmoderationen vor – fast so, als wäre das alles nur Spiel, Spaß und Spannung. Typisch Joghurette- Girl. Oliver Gehrs