■ Cash & Crash
: Spekulanten, auf nach China!

Berlin (taz) – Deutsche Aktienhändler waren im vergangenen Jahr durchaus erfolgreich. Der Aktienindex der 30 wichtigsten Aktienwerte, der Frankfurter Dax, legte um reichlich 28 Prozent zu. Und wer in kleinere Firmen investiert hatte, konnte zum Teil noch deutlich höhere Kursgewinne einstreichen.

Weit besser als in Frankfurt ließen sich allerdings in fernen Landen Gewinne einfahren – und auch Verluste. Wer beispielsweise ein Faible für den Fernen Osten und den nötigen Mut hatte, konnte an der Börse von Shenzhen (Volksrepublik China) glatt eine Verdreifachung seines Einsatzes erreichen. Der Index stieg dort von 551 Punkten auf sage und schreibe 1.290 Punkte. Nicht einmal die Verlautbarungen der Partei, daß man hohe Aktienkurse nicht garantieren könne, vermochten die Anleger nachhaltig zu beunruhigen.

Gut war das Geld auch an der Börse im venezolanischen Caracas aufgehoben. Dort stieg der Merinvest-Index von 100 Punkten, auf die er am 2. Januar 1996 festgelegt worden war, bis zum Jahresende auf 319 Punkte.

Nicht ganz so bombastisch waren die Kursgewinne in Budapest, dort haben sich die Aktienwerte in der Landeswährung Forint um fast 150 Prozent verbessert, auch auf DM-Basis war der Zuwachs noch üppig: 128,8 Prozent. Auch Polen, Brasilien und die Türkei gehörten zu den Stars.

Falsch läge man allerdings mit der Annahme, daß die Kursentwicklung sich mit der Entfernung von Frankfurt verbessert. Der japanische Nikkei-Index legte im vergangenen Jahr gerade noch 1,3 Prozent zu. Auch die Annahme, daß die Börsen in den sogenannten „emerging markets“ das große Geld verheißen, ist durchaus trügerisch.

Richtig viel Geld verlieren konnte man in Thailand. Der SET-Index in Bangkok fiel 1996 in DM-Werten nämlich um 27,6 Prozent. Süd-Koreas Aktienindex verlor 22,7 Prozent. In Südafrika (minus 12,5 Prozent), Chile (minus 7) und Indien (minus 2,5 Prozent) ging's ebenfalls nach unten.

Für das kommende Jahr lassen sich daraus noch wenig Empfehlungen destillieren. Einig sind die Experten sich bestenfalls, daß 1997 nicht wieder ähnlich gute Chancen bietet wie 1996.

An der Wallstreet sind die Börsenmakler unruhig, weil sie den schon 1996 häufiger prognostizierten Einbruch jetzt noch mehr befürchten. Und in Europa müssen die Anleger um das Schicksal der Währungsunion bangen. Bleibt das Vabanquespiel an den Aktienmärkten in Südasien oder Südamerika. Oder man parkt sein Geld ein Jahr auf dem Sparkonto.

Das ist natürlich nicht im Sinne der deutschen Aktienhändler. Sie setzen trotz der hohen Arbeitslosigkeit auf heimische Aktien. Schließlich haben sich die Gewinne der großen deutschen Konzerne schon 1996 erfreulich entwickelt. Und auch die Gewinnprognosen für 1997 sind erfreulich. ten