TU wählt Präsidenten

■ Reformer Ulrich Steinmüller tritt gegen den konservativen H.-J. Ewers an

Heute tritt das Konzil der Technischen Universität (TU) zusammen, um einen neuen Präsidenten zu wählen. Um das oberste Amt der Uni bewerben sich Ulrich Steinmüller, Professor am Fachbereich Erziehungs- und Unterrichtswissenschaften, und der Wirtschaftswissenschaftler Hans-Jürgen Ewers. Steinmüller vertritt die linke „Reformgruppe“ der Hochschullehrer, die beim akademischen Mittelbau und StudentInnen auf Stimmen rechnen kann.

Ewers, Kandidat der konservativen Gruppe „Unabhängige Hochschullehrer“ möchte die Politik des bisherigen Präsidenten Dieter Schumann fortführen, der seiner Fraktion angehört. Keine der beiden Gruppen hat die absolute Mehrheit im Senat, so daß weitere Wahlgänge nötig werden könnten.

Die Entscheidung über das neue Oberhaupt der TU hat besondere Bedeutung: Nach dem Willen des Senats soll der Wissenschaftssenator mit den Chefs der Hochschulen einen Vertrag über deren weiteren Abbau aushandeln. Steinmüller hat sich gegen Studiengebühren ausgesprochen und will auch die starke Stellung der Geisteswissenschaften bewahren. Gegenüber der taz verwies er auf den „Trend einer zunehmenden Technikfeindlichkeit. Wer könnte besser der Jugend die Möglichkeiten von Technikentwicklung vermitteln als Lehrer, die an einer TU ausgebildet worden sind?“ Auch in der hektischen Spardiskussion verteidigt er die Selbstverwaltung. „Die Fachbereiche müssen selbst Vorschläge machen, welche Gebiete sie weiter ausbauen wollen und welche über den Jordan gehen müssen.“

Ewers hat sich hingegen schon mehrfach dafür stark gemacht, den „Prozeß der Versumpfung“, der seit den Sechzigern stattgefunden habe, umzukehren. Studiengebühren in Höhe von 1.000 Mark wären für ihn erste „kleine Schritte“. Wenn es nach ihm ginge, wäre diese Präsidentenwahl wohl die letzte. Kürzlich forderte er, daß die Präsidenten vom Träger der Hochschule ernannt werden sollten. Mit Vetorechten gegenüber den Gremien und einem „deutlich herausgehobenen Einkommen“ soll solch ein Präsident die Uni marktwirtschaftlich effizient machen. Jens Rübsam/Matthias Fink