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: Paris was a woman

Wenn man sich daran macht, einen Mythos zu erwecken, dann bedarf es neben guter Recherche auch einer gewissen Portion Kritiklosigkeit. Greta Schiller, die sich in diesem Dokumentarfilm daran macht, die Biografien weiblicher Berühmtheiten im Paris vor dem 2. Weltkrieg zu rekonstruieren, erfüllt beides. In Paris was a woman zelebriert sie mit viel historischem Bildmaterial und teilweise rührenden Interviews die Frauen-Clique des Rive Gauche als großartige Gemeinde heterogener Persönlichkeiten. Gertrude Stein (Foto mit ihrer Lebensgefährtin Alice Toklas), Colette, Djuna Barnes, Gisèle Freund und Sylvia Beach treten auf und werden in ihrem Wirken und – so sie lesbisch sind – in ihren Beziehungen skizziert. Material und Schwärmerei vermischen sich zu einer spannenden Geschichtsstunde der anderen Art, die allerdings gerade bei den durchaus vorhandenen Sympathien für den dämmernden Faschismus bei manchen der Protagonistinnen beide Augen zudrückt.

Till Briegleb

Metropolis