Wg. Dienstflucht

■ Totalverweigerer muß sich vor Hamburger Gericht verantworten

Elf Monate war er auf der Flucht, doch Mitte Februar wurde er an der deutsch-dänischen Grenze vom Bundesgrenzschutz festgenommen. Seitdem sitzt der 24jährige Totalverweigerer Andreas Wieckhorst in der Hamburger Haftanstalt Vierlande in Untersuchungshaft. Morgen muß er sich vor dem Amtsgericht Wandsbek verantworten. „Dienstflucht“ steht auf seinem Haftbefehl.

Vor zwei Jahren sollte Wieckhorst seinen Zivildienst bei der Johanniter-Unfall-Hilfe antreten. Er ging zwar hin, aber in Begleitung der Hamburger Totalverweigerer „Desertöre“. Den Ortstermin nutzte die Gruppe vor dem Gebäude zu einer Demonstration gegen Zivildienst als „den etwas anderen Kriegsdienst“; sie hängten ein Transparent auf und verteilten Flugblätter an die Zivildienstleistenden. Schon damals machte Wieckhorst deutlich, daß er diesen „Zwangsdienst“ nicht mitmachen will, daß Zivildienst für ihn auch Kriegsdienst ist.

Zweimal forderte ihn dann das Bundesamt für den Zivildienst (BAZ) zum Erscheinen auf, doch selbst zu dem Prozeß, der im April 1994 angesetzt wurde, erschien er nicht. Seitdem suchte ihn die Polizei per Haftbefehl.

Seit fünf Wochen sitzt er nun im Gefängnis und wartet auf seinen Prozeß, den er ohne die Hilfe eines Anwalts bestreiten will. Denn auch das gehört zu seiner Überzeugung: Totalverweigerung ist kein Verbrechen, und er ist kein Straftäter. Ein „Antimilitarist“ ja, aber den Angeklagten will er nicht spielen.

Dennoch wird er dies morgen tun müssen. Um neun Uhr wird er vom Knast direkt in den Gerichtssaal 305 im Amtsgericht Wandsbek gebracht. mg