■ Zur Einkehr
: Kleiner Olymp

Wohin mit einer Handvoll hungriger Italienerinnen, zu Besuch in Bremen, denen mal landestypische Küche nahegebracht werden soll? In den „Kleinen Ratskeller“? Ohne Tischreservierung unmöglich. Dito im „Kaiser Friedrich“ und in den „Bremer Stadtmusikanten“. Rastlose Suche bei klirrender Kälte führt uns dann, dankbar, einen Tisch ergattert zu haben, in den „Kleinen Olymp“. Urig geht's hier zu, auf den ersten Blick. Auf den zweiten und alle folgenden: freudlos. Die nur mit Mühe ein Mindestmaß an Freundlichkeit haltenden Bedienungen spüren wohl schon die Haare auf den Zähnen. Unsere Garderobe durfte aus betrieblichen Gründen nicht auf den Stühlen lagern, sondern hatte ordnungsgemäß am Kleiderhaken zu hängen. Das verdroß uns noch nicht. Irritierend eher schon die ungute Übernahme aus zahllosen China-Restaurants, sämtliche Speisen und Getränke durchzunumerieren. Bei des Deutschen unkundigen KellnerInnen mag die Nummernrevue noch angehen. Läuft die Verständigung aber im Bremer Traditionslokal nur noch über Zahlen, weil's wohl der EDV so besser paßt, reagiert man verschnupft. Doch das verdroß uns auch noch nicht.

Labskaus, Knipp, und Sülze mit Remoulade und Bratkartoffeln – rustikale Klassiker sollten es sein für die Gäste aus Italien, die mal was Nordisches haben wollten. Unsereiner, obwohl nicht Tagenbaren, hat schon allerhand Knipp aus diversen Küchen kommen sehen. Daß die schmackhafte Mischung aus Innereien und Grütze aber in Bulettenform gepreßt serviert wird, war neu und wenig rustikal. Die Sülze kam über soliden Standard nicht hinaus. Die Portionsgröße zwang uns zum Dessert: Hausgemachte Rote Grütze mit Waldfrüchten und Vanillesoße sollte es sein. Der Geschmackstest bewies: Hausmacher geht anders. Fertigprodukte gehen so. Über einen der Dessertbecher war Sahne statt Vanillesoße gegossen. Leider, mußte sogar die Bedienung einräumen. Bloß: Wenn sie einen weiteren, wie vorgesehen mit Vanillesoße garnierten bringen sollte, würde das noch sehr lange dauern. Das verdroß uns ein bißchen.

Beim Zahlen gilt dann offenbar das Motto: Wenn einer zahlen will, müssen alle zahlen. Wie anders ist es zu verstehen, daß die Bedienung, nun schon nicht mal mehr ein Mindestmaß an Freundlichkeit bereithaltend, der Runde, gerade wollte sie noch zum Bestellen ansetzen, wenig einladend vorhält: „Wollten Sie auch zahlen?!“ Da waren wir noch ein bißchen verdrossener. Alexander Musik

„Kleiner Olymp“, Hinter der Holzpforte 20, Mo.-Fr. 16-1, Sa./So. 12-1 Uhr.